Das Jahr 2020 geht zu Ende und wie immer blicken wir zurück – auf zwölf Monate, 52 Wochen, 366 Tage, 8784 Stunden. Was gibt es aus dem ausklingenden Jahr zu berichten? Welche Projekte wurden ins Leben gerufen – welche weitergeführt? Was ist passiert? Was hat uns als Redaktion in diesem Jahr besonders gefreut?
Zahlen über Zahlen
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 530 Beiträge und damit knapp 70 mehr als im letzten Jahr (2019: 461) veröffentlicht. 86 dieser Beiträge wurden kommentiert, insgesamt summieren sich knapp 190 Kommentare. 169 Beiträge waren Videos (2019: 195), und auch unser Autorennetzwerk wuchs in diesem Jahr weiter an: 177 Neuanmeldungen konnten im Portal verzeichnet werden (2019: 151).
Happy Birthday L.I.S.A.
Das Jahr 2020 begann mit einem Jubiläum: Im Februar 2020 feierte das Wissenschaftsportal L.I.S.A. seinen zehnten Geburtstag. In einem ausführlichen Rückblicksbeitrag haben wir die vergangenen Jahre Revue passieren lassen, auf den wir an dieser Stelle gerne noch einmal verweisen.
Neues Jahr – Neue Räumlichkeiten
Passend zu unserem Jubiläum sind wir außerdem Anfang des Jahres in neue Büroräume gezogen - von der Malkastenstraße 15 in die Malkastenstraße 17. In unseren neuen Räumlichkeiten haben wir nun die Möglichkeit, Gäste im Rahmen unserer Gesprächsreihen zu empfangen und den Videos einen neuen Look zu geben. So beispielsweise der L.I.S.A. Bücherkeller mit Ulrike Guerót, der vorerst nicht mehr im Keller, sondern im zweiten Geschoss der Malkastentraße 17 stattfindet. Apropos Bücherkeller, Georgios Chatzoudis und Ulrike Guerót diskutierten im Oktober über die Krise der Demokratie.
L.I.S.A. auf Spotify
Aus dem vergangenen Jahr gibt es eine weitere spannende Neuigkeit zu berichten: Das Wissenschaftsportal hat jetzt einen Spotify-Kanal. Neben zahlreichen aktuellen Projekten wie dem Gesprächsformat Zug um Zug, dem Geschichtstalk, dem Bücherkeller mit Ulrike Guérot und dem etablierten Interviewformat Zu Gast bei L.I.S.A., haben auch ältere Formate ihren Platz auf Spotify gefunden. Für den interaktiven Webtalk history@debate, der gemeinsam mit der Körber-Stiftung ins Leben gerufen wurde, und das Videoformat Max meets LISA, eine Kooperation mit der Max Weber Stiftung, wurden jeweils eigene Kanäle erstellt. Außerdem möchten wir die Aufmerksamkeit noch einmal auf die Gespräche in der Laube richten, die aus einer Kooperation der Gerda Henkel Stiftung, der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. und der Haniel Stiftung hervorgingen und nun auch auf Spotify zu finden sind.
Zu Gast bei L.I.S.A. – virtuell und in persona
Ab März 2020 wurde der Redaktionsalltag zunehmend von der anhaltenden Corona-Pandemie beeinflusst – Kontakt- und Reisebeschränkungen stellten die L.I.S.A.Redaktion vor eine besondere Herausforderung: Wie können Videoreihen weiter geplant und umgesetzt werden? Trotz Pandemie wurden insgesamt sieben Ausgaben des Formates "Zu Gast bei L.I.S.A." veröffentlicht: Einige Gespräche wie das Interview mit Benjamin Ziemann und Alf Christophersen zu Martin Niemöller wurden bereits im letzten Jahr aufgezeichnet, ein Interview mit dem Philosophen Prof. Dr. Peter Trawny konnten wir auf der Terrasse realisieren und das Interview mit Prof. Dr. Thomas Hauschild führten wir virtuell.
Corona – Geisteswissenschaftlich betrachtet
"Wie erleben und nehmen Geisteswissenschaftler und Geisteswissenschaftlerinnen die Coronakrise wahr?"
Mit Fortschreiten der Coronakrise wurden unter anderem Fragen laut, wie Geisteswissenschaftler und Geisteswissenschaftlerinnen die Coronakrise erleben und wahrnehmen. Welchen Beitrag können beispielsweise Historiker oder Sozialwissenschaftler, Politikwissenschaftler, Kunsthistoriker und Germanisten zur Debatte liefern? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Gesprächsreihe, die gemeinsam mit dem Historiker Prof. Dr. Jürgen Zimmerer initiiert wurde: LogBuch "Corona, geisteswissenschaftlich betrachtet", ein Chat, der regelmäßig im Portal veröffentlicht wurde. Insgesamt wurden über drei Monate hinweg 28 Ausgaben mit 19 Mitwirkenden und 260 Seiten Text realisiert, die dauerhaft im Portal verfügbar sind.
Außerdem waren die Krise und Pandemie Thema zahlreicher Interviews, Beiträge und Diskussionen - unter anderem mit Prof. Dr. Simone Lässig und Prof. Dr. Astrid M. Eckert den Corona-Alltag in den Vereinigten Staaten und Prof. Dr. Lizette Jacinto in Mexiko. Weitere Beiträge griffen Themen wie Digitalisierung, Bedingungsloses Grundeinkommen, Homeoffice, Gesundheitsökonomie und soziale Gerechtigkeit auf. Wer neugierig geworden ist, für den lohnt sich ein Blick in das Dossier "Coronavirus - und dann?", in dem alle Beiträge gebündelt sind.
Eigenproduktionen der Gerda Henkel Stiftung
Trotz der andauernden Corona-Pandemie konnten auch in diesem Jahr die Eigenproduktionen der Gerda Henkel Stiftung weitergeführt werden, in denen von der Gerda Henkel Stiftung geförderte Projekte vorgestellt werden. Zahlreiche Videodokumentation wurden realisiert und veröffentlicht:
- Die Alben des Deutschen Hauses
- Alex Natan - Der schnellste Jude Deutschlands
- Schutz der Wandbilder von Tigray
- Tiefseebergbau
- Das Rätsel von Tel Shalem
- Netzwerke der Nonnen
- Die Benin-Bronzen. Die Globalisierung des kolonialen Kunstraubs
- Reibsteine - Die wichtigste Erfindung der Menschheit
Besonders freut uns, dass mit der Dokumentation der Ausgrabungsarbeiten in der Grabkammer des Neferhotep ein Projekt dokumentiert wurde, das dem Portal bereits aus seiner Anfangszeit bekannt ist. Aber sehen Sie selbst. Außerdem konnten die Videodokumentation des Salzmannprojektes in Zanjan und der Ausgrabungsarbeiten in Tel Shalem fortgeführt werden.
#gts7000. Der Geschichtstalk
Warum sind historische Analogien so populär und wirkmächtig und wie weit trägt der historische Vergleich tatsächlich?
Der Krise zum Trotz wurde auch das etablierte Format #gts7000. Der Geschichtstalk im vergangenen Jahr um drei Ausgaben erweitert: Im Dezember diskutierte Georgios Chatzoudis gemeinsam mit Co-Moderator Marko Demantowsky und der Kulturwissenschaftlerin Dr. Christina Dongowski sowie dem Redakteur und Mitherausgeber des Merkur, Ekkehard Knörer, über Zukunftsentwürfe made in Hollywood - in persona im Co-Workingspace Super7000. Fragen waren unter anderem, wie Zukunft in wirkmächtigen Hollywood-Produktionen gedacht wird und welche Gegenwartsperzeptionen sich daraus ableiten lassen. Welche Zukunftsszenarien werden in ihnen entworfen und vorgeben? Sind Zukunftsentwürfe letztlich nichts anderes als Gegenwartsverarbeitungen?
Die vierzehnte und fünfzehnte Ausgabe des Talks wurden unterdessen virtuell veranstaltet: Im November diskutierten die Neuzeithistorikerin Dr. Claudia Gatzka, der Althistoriker Prof. Dr. Michael Sommer, die Kulturwissenschaftlerin Dr. Christina Dongowski, der Neuzeithistoriker Prof. Dr. Marko Demantowsky und Redaktionsleiter Georgios Chatzoudis das Thema Historische Analogien. Warum sind historische Analogien so populär und wirkmächtig und wie weit trägt der historische Vergleich tatsächlich. Wann ist er sinnvoll und wann unsinnig oder sogar irreführend? Ein weiterer Talk wurde im Dezember virtuell veranstaltet: Teilgenommen haben neben Georgios Chatzoudis und Marko Demantowsky Dr. Claudia Gatzka und Prof. Dr. Michael Sommer. Außerdem konnte eine Geschichtstalkerin der ersten Stunde für den Talk gewonnen werden: Prof. Dr. Antje Flüchter, Lehrstuhlinhaberin für Frühe Neuzeit an der Universität Bielefeld. Passend zur Adventszeit stand der Talk im Zeichen der Geschichten - Ziel war es, eine kontrafaktische Geschichte der Schlacht von Sedan zu erzählen. Inwiefern dies gelungen ist, können Sie hier selbst herausfinden.
Nach dem Geschichtstalk ist vor dem Geschichtstalk
Einen weiteren Geschichtstalk planen wir bereits jetzt für das kommende Jahr, vielleicht zur Fragestellung "Wie viel Werturteil verträgt die Geschichte?" – aber lassen Sie sich überraschen.
Colonialism as Shared History. Past, Present, Future
Ebenfalls digital fand die internationale Konferenz "Colonialism as Shared History. Past, Present, Future" statt, die unter anderem von der Gerda Henkel Stiftung gefördert und von PD Dr. Bettina Brockmeyer, Prof. Dr. Rebekka Habermas und Prof. Dr. Ulrike Lindner konzipiert wurde. Ziel der Konferenz war es, einen Beitrag zur Aufarbeitung der Kolonialen Vergangenheit zu leisten. Die Konferenz wurde aufgezeichnet und wird im Portal für alle Interessierten zugänglich gemacht.
Die Keynote "Derelict Shards: The Roamings of Colonial Phantoms" hielt die Autorin Yvonne Adhiambo Owuor – und besonders freut uns in diesem Zusammenhang, dass das Video bereits mehr als 8000 Mal angeschaut wurde und daher der meist aufgerufene Beitrag des vergangenen Jahres ist. Besonders oft (7273 Aufrufe) wurde außerdem der Vortrag „Querköpfe in Ostjava“? – Pflanzenregister und Mehrsprachigkeit in der edition humboldt digital von Christian Thomas angeschaut, in dem er neue Funktionalitäten der edition humboldt digital erläutert. Mit 5984 Aufrufen steht an dritter Stelle das Interview mit Prof. Dr. Malte Thießen, Historiker und Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte, zum Thema Seuchen und Impfen in der Moderne.
Was gibt es sonst noch zu berichten?
Ende des Jahres 2019 ist der erste Träger des Gerda Henkel Preises Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Martin Warnke verstorben. Nachdem Andreas Beyer Werk und Leben des Wissenschaftlers bereits in einem Nachruf reflektierte, näherte sich Prof. Dr. Michael Diers dem verstorbenen Kunsthistoriker aus bildwissenschaftlicher Perspektive. Mit der diesjährigen Preisträgerin des Gerda Henkel Preises, Prof. Dr. Lorraine Daston, führte Redaktionsleiter Georgios Chatzoudis ein Telefoninterview zum Thema Wissenschaft und Wissen in Geschichte und Gegenwart.
Im März hat die L.I.S.A.Redaktion die Ausstellung "Wir Kapitalisten. Von Anfang bis Turbo" der Bundeskunsthalle in Bonn besucht. Anlass war ein Interview mit dem Kurator Dr. Wolfger Stumpfe und der Kuratorin Henriette Pleiger der Ausstellung, das jetzt im Portal abzurufen ist. Außerdem haben wir anlässlich der Explosion im Hafen von Beirut im August mit dem Stipendiaten der Gerda Henkel Stiftung Jack Nurpetlian über kulturelles Erbe im Libanon gesprochen.
...und im nächsten Jahr?
Für das kommende Jahr sind bereits zwei Zoom- beziehungsweise Telefoninterviews geplant: Im Januar spricht Georgios Chatzoudis mit Dr. Maria Alexopoulou über Migration und Rassismus in der BRD und führt eine Debatte fort, die von Prof. Dr. Christina Morina und Prof. Dr. Norbert Frei im vergangenen Jahr aufgeworfen wurde. Außerdem planen wir ein Interview mit Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger über die Freiheit der Wissenschaften in Zeiten hoher Diskursintensitäten. Zudem ist ein Gespräch mit Prof. Dr. Achim Landwehr über das Verständnis von Zeit in der Geschichtswissenschaft in Arbeit.
Neben den Kölner Vorträgen, die über Zoom stattfinden und die wir im Wintersemester 2020/21 wieder aufzeichnen und veröffentlichen dürfen, freuen wir uns auch über die Ringvorlesung zur jüdischen Geschichte und Kultur im mittelalterlichen Köln, die wir im Portal veröffentlichen werden.
Normalerweise stünde im Januar der Salon Sophie Charlotte der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften fest auf dem Programm, der jedoch auf den Spätsommer verschoben werden musste. Umso mehr freuen wir uns, dass wir weiterhin die Beiträge des letzten Salons veröffentlichen können, der im Januar 2020 zum Thema "Weltbilder" stattfand. Außerdem sind wir schon sehr gespannt, wie der Historikertag, der bereits für September 2020 geplant war, stattfinden wird. Der Historikertag 2020 war übrigens nicht der erste Historikertag, der aufgrund einer Pandemie nicht stattfinden konnte – mehr dazu im Interview mit Prof. Dr. Eva Schlotheuber, Prof. Dr. Martin Zimmermann und Dr. Matthias Berg, das Georgios Chatzoudis im Sommer mit den Historikern und der Historikerin geführt hat.
Guten Rutsch und alles Gute für das kommende Jahr!