Liebe L.I.S.A.Community,
vielleicht ist es ja nur ein Zufall, nein, es ist bestimmt nur ein Zufall, dass unser Newsletter rund um Ostern und Corona auffallend viele Themen beinhaltet, die einen Bezug zu Religion und Kirche haben. Ein Zufall, aber ein auffälliger, wie uns heute Morgen in der Homeoffice-Redaktionssitzung via Telefonschalte aufgefallen ist. Im Einzelnen:
Da sind zunächst einmal die filmischen Projektdokumentationen über Äthiopien, die sich den Felskirchen in der nördlichen Region Tigray in luftiger Höhe widmen. Dann haben wir einen Beitrag, der zwar auch eine Kirche zum Thema hat, die sich aber zu den im Hochland von Abessinien in den Stein gemeißelten Kirchen kaum gegensätzlicher verhalten könnte: Es gibt sie nicht, jedenfalls nicht real, sondern nur virtuell, entworfen und entstanden am Rechner - die Idealkirche nach den Vorstellungen des Kirchenbauherrn Julius Echter im 16. und 17. Jahrhundert. Des Weiteren finden Sie einen Vortrag der Historikerin Prof. Dr. Dorothea Weltecke am Historischen Kolleg München über die Entstehung der drei monotheistischen Religionen vom 8. bis zum 15. Jahrhundert. Um eine besondere Ausprägung des Protestantismus im Zusammenhang mit einem 200-jährigen Jubiläum geht es im Vortrag der Historikerin Dr. Anne-Sophie Overkamp: Friedrich Engels und der Pietismus im Wuppertal des 19. Jahrhunderts, genauer: in Barmen. Und schließlich wäre da noch der Essay des Philosophen Dr. Christoph Quarch über Seuchen, Götter und Heilung in der griechischen Mythologie. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen steht die mythische Figur Koronis, Geliebte des Gottes Apollon und Mutter des Heilgottes Asklepios.
Und damit wären wir nolens volens beim Thema, das uns alle in irgendeiner Form betrifft: Corona. Wir haben wieder versucht, die gegenwärtige Krise vor allem aus geistes- und kulturwissenschaftlicher Perspektive mit unterschiedlichen Gesprächspartnern und -partnerinnen zu diskutieren. Dabei sind zunächst die neuen CoronaLogBücher zu erwähnen, in denen sich der Historiker, Prof. Dr. Jürgen Zimmerer von der Universität Hamburg, und der Leiter des Wissenschaftsportals L.I.S.A., Georgios Chatzoudis, mit ihren Gästen per Chat über die gesellschaftlichen Folgen der Coronakrise austauschen. Mit von der Partie waren dieses Mal die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky von der LMU München und der Historiker Dr. Patrice G. Poutros von der Universität Erfurt sowie die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ulrike Guérot von der Universität Donau-Krems und der Historiker Matthias Krämer. Heute Nachmittag begrüßen wir ein neues Tandem in unserer Runde: Wir diskutieren dann mit der Historikerin Prof. Dr. Manuela Boatcă von der Universität Freiburg und dem Historiker Prof. Dr. Michael Wildt von der HU Berlin. Das Protokoll finden Sie bitte morgen Vormittag in unserem Portal.
Zusätzlich konnten wir einige sehr interessante Interviews aus unterschiedlichen Perspektiven gewinnen: mit dem Soziologen Prof. Dr. Andreas Reckwitz von der HU Berlin über die Klassenrelevanz der Coronakrise, mit dem Literaturwissenschaftler der Fernuniversität Hagen, Prof. Dr. Uwe Steiner, über Klassiker der Seuchenliteratur - was sagen uns Albert Camus, Thomas Mann, Franz Kafka, Edgar Allan Poe, Daniel Defoe oder Boccaccio heute? Und dann noch ein bereits vielbeachtetes Interview mit dem Althistoriker Prof. Dr. Mischa Meier von der Universität Tübingen, Autor des vielbesprochenen Werkes Geschichte der Völkerwanderung, erschienen in der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung. Mit ihm haben wir unter anderem über die Pest in Athen von 430 v.Chr. sowie über die Justinianische Pest in Konstantinopel von 541/542 n.Chr. gesprochen. Religion, Glauben und Wissen, das wird auch in diesem Beitrag deutlich, spielen in Seuchenzeiten - damals wie heute - eine Rolle.
Da wir noch nie so viele Beiträge in einem Newsletter hatten, brechen wir an dieser Stelle mit dem einleitenden Text ab. Nur ein letzter Hinweis: Auch die vielen hier nicht gesondert erwähnten Beiträge sind nur zu empfehlen!
Ihnen weiterhin alles Gute und herzliche Grüße aus allen Ecken den Rheinlandes
Ihre L.I.S.A.Redaktion