Johann Niemann war stellvertretender Kommandant des Vernichtungslagers Sobibor. Am 14. Oktober 1943 wagten jüdische Gefangene den Aufstand und töteten dabei auch Niemann. Erst vor kurzem wurden mehr als 350 Fotos und zusätzliche schriftliche Quellen aus seinem Besitz entdeckt. Die privat gesammelten und teilweise in zwei Alben zusammengestellten Bilder erlauben anhand der visuellen Überlieferung seiner Karriere ganz neue Einblicke zum Holocaust im deutsch besetzten Polen und zu den Krankenmorden der sogenannten Euthanasie, an denen Niemann beteiligt war. Im Interview schildert der Autor, PD. Dr. Martin Cüppers, nicht nur den Inhalt und die besondere Bedeutung des Albums, sondern er spricht mit Dr. Christian Westerhoff auch über Fotos als historische Quelle und über die bisher zu wenig beachtete „Aktion Reinhardt“, bei der im Rahmen des Holocaust etwa 1,8 Millionen Juden ermordet wurden.
PD Dr. Martin Cüppers studierte Geschichte und spanische Philologie in Trier und an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2004 wurde er an der Universität Stuttgart mit seiner Arbeit über die "Wegbereiter der Shoah. Die Waffen-SS, der Kommandostab Reichsführer-SS und die Judenvernichtung 1939-1945" promoviert. 2013 folgte die Habilitation; seit 2014 ist er wissenschaftlicher Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart, die zur Erforschung der NS-Verbrechensgeschichte in der Ludwigsburger Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen angesiedelt ist.