Am 19. Dezember 1980 wurden Shlomo Lewin, der ehemalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Nürnberg, und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke in ihrem Haus in Erlangen erschossen. Die genauen Umstände der Bluttat blieben lange ungeklärt. Kaum ein zeitgeschichtlich bedeutendes Ereignis wurde so aggressiv vergessen wie dieser antisemitische Doppelmord.
Uffa Jensen rekonstruiert die Tat und ihre Hintergründe. Er folgt den Verbindungen zur PLO, beleuchtet die Rolle der Wehrsportgruppe Hoffmann und stellt das Attentat in Bezug zu den weiteren Anschlägen des Jahres 1980, in dem in der Bundesrepublik mehr Menschen durch (rechten) Terror ums Leben kamen als in jedem anderen Jahr. Dabei macht Jensen die Muster im Umgang mit Rechtsterrorismus sichtbar, die sich künftig mehrfach wiederholen sollten – eine bis heute anhaltende Geschichte aus Gewalt, Verharmlosung und Verdrängung.
Prof. Dr. Uffa Jensen ist seit 2017 Professor und stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Bereits sein Buch „Zornpolitik“ (Suhrkamp 2017) beschäftigte sich mit Rechtspopulismus und Antisemitismus.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Stadtarchivs Stuttgart und der Bibliothek für Zeitgeschichte in der Württembergischen Landesbibliothek.