Die weitgehend ungeregelte Nachfolge war zweifellos die Sollbruchstelle des römischen Prinzipats: Die durch Augustus errichtete Alleinherrschaft hat nie, anders als etwa die europäischen Monarchien des Mittelalters oder der (Frühen) Neuzeit, eine Sukzessionsordnung ausgebildet. Dieser Umstand erstaunt umso mehr, als die imminente Bürgerkriegsgefahr anlässlich eines legitimatorisch prekären Personenwechsel an der Spitze des Staates allen historischen Akteuren völlig transparent war.
Michael Wendler | Aufgehende Sonnen und verbrannte Nachfolger. Gescheiterte Sukzession(en) im frühen Prinzipat (27 v.Chr. – 68 n.Chr.)
Posterausstellung 54. Historikertag Leipzig 2023
Die Forschung hat sich mit diesem erklärungsbedürftigen Paradoxon bisher nur recht segmentär auseinandergesetzt und nahezu ausschließlich die „erfolgreichen“ Herrschaftsübertragungen in den Blick genommen. Das Dissertationsprojekt versucht daher, die Spannungen zwischen zunehmend institutionalisierter Alleinherrschaft und fehlender strukturierter Nachfolgeregelung präziser zu fassen, indem es den Fokus von den erfolgreichen auf die gescheiterten Nachfolger verschiebt. Durch eine empirische Erfassung und Analyse dieser ‚verbrannten‘ Nachfolger lässt sich nämlich womöglich zeigen, dass die Ausschaltung ungewollter Nachfolger nicht nur an sich kontingent war, sondern als eine Grundstruktur des Prinzipats mit enormen politischen und gesellschaftlichen Folgekosten begriffen werden muss.
Zur Person
- 2011–2018 Studium der Geschichte und lateinischen Philologie (Lehramt Gymnasium) Universität Konstanz
- 2013–2018 Wissenschaftliche Hilfskraft und Tutor am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Konstanz (Prof. Dr. Ulrich Gotter)
- 2019–2020 Referendariat am Friedrich-Wöhler-Gymnasium Singen
- Seit Oktober 2020 Doktorand (Alte Geschichte) Universität Konstanz
Sommersemester 2021 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Alte Geschichte der Universität Konstanz - Seit Oktober 2021 Stipendiat der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg
Weiterführende Informationen
Profil auf Academia.edu: https://uni-konstanz.academia.edu/MichaelWendler
Posterausstellung von Promotionsprojekten 54. Historikertag 2023
Das Promovierendenforum findet erneut im Rahmen des 54. Deutschen Historikertages in Leipzig (19.-22. September 2023) statt.
Neben der Versammlung und einem Austauschworkshop wird die Möglichkeit geboten, Dissertationsthemen visuell auszustellen und somit einer breiten geschichtswissenschaftlichen Fachöffentlichkeit näher zu bringen. Damit soll ein anderes Format geschaffen, um Dialog zu schaffen und ggfs. Kontakte für die eigenen wissenschaftlichen Tätigkeiten zu knüpfen. Für eine wissenschaftliche Vernetzung über die Vor-Ort-Konferenz hinaus ermöglicht die Gerda Henkel Stiftung eine langfristige Zugänglichkeit.
Ein vorrangig auf Schrift ausgerichtetes wissenschaftliches Vorhaben grafisch aufzubereiten bietet Möglichkeiten aber gleichzeitig auch Herausforderungen die eigenen Forschungsinhalte visuell, prägnant und leicht zugänglich zu machen und dennoch fundierte inhaltliche Tiefe einem breiten Publikum zu vermitteln.
Um Interessierten den Zugang zu weiterführenden Informationen und Hintergründen des Posters zu ermöglichen, konnten die Beiträger:innen optionale Inhalte zum eigenen Forschungsprofil, Projektkontexten oder themenbezogenen Formaten ergänzen.
In je einem separaten Beitrag werden die Beiträger:innen und ihre wissenschaftlichen Arbeiten vorgestellt und Poster sowie weitere Inhalte sind abrufbar.
Die Poster sind in deutscher oder englischer Sprache verfasst worden.
Bewerben konnten sich Promovierende jeglichen Arbeitsstands mit ihrem Dissertationsvorhaben. Dem öffentlichen Aufruf sind im Frühjahr 2023 65 Personen gefolgt. Aufgrund der räumlichen Begrenzungen auf dem 54. Historikertag im Foyer Neues Augusteum der Universität Leipzig fand eine Auswahl aus allen Einreichungen statt. Anhand transparenter Auswahlkriterien, die die Forschungsergebnisse selbst im Kontext von Anschaulichkeit, Allgemeinverständlichkeit und Nachvollziehbarkeit gerade für ein fachfremdes Publikum betrachten, hat ein unabhängiges Gremium – bestehend aus Promovierenden, Promovierten und Habilitierten – die Auswahl vorgenommen.