Es ist der 24. April 1972. Ein Novum in der noch keine dreißig Jahre alten Bundesrepublik: Der Oppositionsführer reicht einen Misstrauensantrag gegen den amtierenden Regierungschef ein. Der damalige Vorsitzende der CDU in Partei und Bundestag, Rainer Barzel, war sich drei Tage später sicher, das konstruktive Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Willy Brandt zu gewinnen und zum fünften Bundeskanzler der Bundesrepublik gewählt zu werden. Tatsächlich kam es vor 52 Jahren anders. Am Ende fehlten Barzel zwei Stimmen. Was aber wäre gewesen, wenn Barzel die Abstimmung gewonnen und eine neue Regierung gebildet hätte? Was wäre aus Brandts „Mehr Demokratie wagen“ geworden, was aus der Deutschland- und Ostpolitik? Ein entsprechendes kontrafaktisches Szenario hat der Historiker Prof. Dr. Eckart Conze von der Universität Marburg entwickelt und dieses mit uns in einer neuen Ausgabe von „Was wäre gewesen?“ diskutiert.
Was wäre gewesen? Barzel gewinnt das Misstrauensvotum
Der Podcast über Kontrafaktische Geschichte mit Eckart Conze
Was wäre gewesen? Barzel gewinnt das Misstrauensvotum
Weiterführende Literatur – Tipps unseres Gesprächspartners
Eckart Conze: Die Suche nach Sicherheit. Eine Geschichte der Bundesrepublik von 1949 bis in die Gegenwart, München 2009 (v.a. S. 331-461).
Peter Merseburger: Willy Brandt, 1913-1992. Visionär und Realist, Stuttgart 2002.
Gottfried Niedhart: Durch den Eisernen Vorhang. Die Ära Brandt und das Ende des Kalten Krieges, Darmstadt 2019.
Bernd Rother: "Willy Brandt muss Kanzler bleiben!" Die Massenproteste gegen das Misstrauensvotum 1972, Frankfurt a.M./New York 2022.
Bernd Rother (Hg.): Willy Brandt. Neue Fragen, neue Erkenntnisse, Bonn 2011.
Axel Schildt / Wolfgang Schmidt (Hg.): "Wir wollen mehr Demokratie wagen." Antriebskräfte, Realität und Mythos eines Versprechens, Bonn 2019.
Kai Wambach: Rainer Barzel. Eine Biografie, Paderborn 2019.