Minarett und Burka, Krieg, Gewalt und Terror, private Freundschaften und kulturelle Blüte – diese Stichworte fallen immer wieder, wenn man die Frage stellt: Was fällt Ihnen spontan zum Islam ein? Wie kommen solche Assoziationen zustande? Auf welche bestehende Vorstellungen wird dabei zurückgegriffen? Wie viel hat das mit wirklichem Wissen oder auch vielleicht auch nur mit dem Glauben, etwas zu wissen, zu tun? Und was bedeuten solche Zuschreibungen für Muslime in unserer Gesellschaft? Wolfgang Benz, Historiker und Antisemitismusforscher, warnt schon seit Jahren davor, dass Muslime die neuen Juden werden könnten. Andere Stimmen warnen hingegen davor, im Zuge der Flüchtlingsbewegung hole man sich reihenweise militante Antisemiten ins Land. Ist da was dran oder führen solche Anleihen an die Geschichte eher in die geistige Irre und die politische Sackgasse? Diese Frage stehen im Mittelpunkt der Sendung mit dem Titel: Alles eine Sache des Glaubens. Gewissheiten historisch.
Es diskutieren die Frühe Neuzeit-Historikern Prof. Dr. Antje Flüchter von der Universität Bielefeld, die Mittelalterhistorikerin Prof. Dr. Eva Schlotheuber von der Universität Düsseldorf und der Althistoriker Prof. Dr. Martin Zimmermann von der Universität München. Moderiert wird das Gespräch von Georgios Chatzoudis.
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Das Problem dabei: Wie kann man von der Normativität in der Postmoderne überhaupt ausgegangen werden und die Ansicht, etwas sei 'überholt', etwas anderes sei, als die sehr persönliche Ansicht. Also die simple Erkenntnis: Es gibt Menschen, die denken tatsächlich anders wie ich. Das 'Vormoderne' würde angeblich vor die Aufklärung zurück gehen, und meint damit eigentlich nicht die historisch Aufklärung, sondern eine krude Melange aus gefühlten zeitgeistigen Trends. Dieses Thema, dass man eben gerade nicht über Glaubensinhalte spricht und dieses auch bemängelt, bekommt einen skurrilen Klang, wenn man genau die Diskussion über den glauben meidet wie der sprichwörtliche Teufel das Weihwasser.
Die historische Bedeutung des islamischen Kulturkreises als Mittler von verschiedenen Überlieferung aller möglicher Völker wird m.E. erheblich überschätzt. Was wäre, wenn es eben die muslimischer Expansion nicht gegeben hätte? Wäre dann kein Wissenstransfer über Byzanz und Alexandria passiert? Wären indische und persische Quellen wirklich isoliert geblieben? Das bezweifle ich.
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Ich denke auch nicht, dass der Vergleich eine extreme Bagatellisierung des Holocaust und des Antisemitismus insinuiert werden. Politisch dient es der Tabuisierung einer kritischen Auseinandersetzunge mit Inhlaten des Islams und kulturellen Auffälligkeiten. Auch wenn Benz da eine Differenzierung behauptet, die aber so nicht vergleichbar ist.
Mir hat die Position von Martin Zimmermann am ehesten zugesagt.