Die Pandemie hat, als Digitalisierungsbeschleunigung in allen gesellschaftlichen Bereichen, zugleich den Ruf nach der Digitalisierung der Bildung verstärkt. Das war zu erwarten und ist in gewisser Weise auch berechtigt, wird aber problematisch, wenn die Digitalisierung von Bildungsprozessen und die Einführung eines obligatorischen Informatikunterrichts schon als hinreichende Vorbereitung der Gesellschaft auf ihre zunehmende Digitalisierung betrachtet wird. Die Keynote von Prof. Dr. Roberto Simanowski setzt an diesem Missverständnis an mit einer Kritik der bildungspolitischen Reduktion von Medienbildung auf Anwendungskompetenzen, erörtert die irreführende Begrifflichkeit, die dieser Reduktion historisch zu Grunde liegt, und diskutiert mit einem geschichtlichen Rückblick auf die Bildungsdebatte im Kontext der „verhältnismäßigen Aufklärung“ um 1800 die Anforderungen an den „Digital Citizen“ in zivilgesellschaftlicher Hinsicht.
Die Fachkonferenz, 02.-04. Juni 2022, Paderborn
Unsere Geschichte(n) und Umgangsweisen mit Vergangenem sowie unsere Erinnerungen daran sind nicht zuletzt Ausdruck und Produkt gesellschaftlich-kommunikativer bzw. medialer Praktiken und deren institutionellen Rahmenbedingungen. Was passiert jedoch mit den gesellschaftlich geteilten Geschichten und Erinnerungen, wenn sich Öffentlichkeit und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse immer mehr in den digitalen Raum verlagern oder sogar zum Ausgangspunkt dieser werden? Wie interagieren digitaler Wandel, eine neue Kultur der Digitalität und Geschichtskultur(en) miteinander? Wohin führen uns diese Entwicklungen in den geschichtskulturellen Institutionen, wie z.B. in Schulen und Universitäten, Museen, Bibliotheken und Archiven, aber auch in den Massenmedien und Social Media? Und wie können oder sollen diese darauf reagieren? – Diese und andere sind die leitenden Fragen der vom Bereich für Theorie und Didaktik der Geschichte der Universität Paderborn zusammen mit unseren Kooperationspartnern geplanten öffentlichen Fachkonferenz, die sich sowohl an Personen richtet, die sich professionell mit der Erforschung von Geschichte und historischem Lernen befassen, als auch an alle anderen am Thema Geschichte, Digitalisierung und Digitalität Interessierte.