Durch die Digitalisierung unserer Erinnerungskultur entstehen neue Akteure (auch nicht menschliche Akteure), neue Zeitstrukturen und neue Vorstellungen von privater und öffentlicher Erinnerung. Zu-dem zeigt ein kritischer Blick auf wichtige gesellschaftliche Institutionen im Feld der Erinnerungspolitik, dass aus verständlichen, aber in letzter Konsequenz nicht immer überzeugenden Gründen das große kreative und ethische Potential digitaler Plattformen und Medien bisher nicht ausgereizt wird. Wich-tige Handlungsträger wie Museen, Gedenkstätten und Videospielproduzenten agieren zögerlich bei der Bereitstellung digitaler, wirklich interaktiver Medien, mit denen die Erfahrung von Empathie und die selbstkritische Orientierung gegenüber Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gefördert werden können. In seiner Keynote führt Prof. Dr. Wulf Kansteiner die Bedeutung der Erinnerung für die Digitalkultur weiter aus.
Die Fachkonferenz, 02.-04. Juni 2022, Paderborn
Unsere Geschichte(n) und Umgangsweisen mit Vergangenem sowie unsere Erinnerungen daran sind nicht zuletzt Ausdruck und Produkt gesellschaftlich-kommunikativer bzw. medialer Praktiken und deren institutionellen Rahmenbedingungen. Was passiert jedoch mit den gesellschaftlich geteilten Geschichten und Erinnerungen, wenn sich Öffentlichkeit und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse immer mehr in den digitalen Raum verlagern oder sogar zum Ausgangspunkt dieser werden? Wie interagieren digitaler Wandel, eine neue Kultur der Digitalität und Geschichtskultur(en) miteinander? Wohin führen uns diese Entwicklungen in den geschichtskulturellen Institutionen, wie z.B. in Schulen und Universitäten, Museen, Bibliotheken und Archiven, aber auch in den Massenmedien und Social Media? Und wie können oder sollen diese darauf reagieren? – Diese und andere sind die leitenden Fragen der vom Bereich für Theorie und Didaktik der Geschichte der Universität Paderborn zusammen mit unseren Kooperationspartnern geplanten öffentlichen Fachkonferenz, die sich sowohl an Personen richtet, die sich professionell mit der Erforschung von Geschichte und historischem Lernen befassen, als auch an alle anderen am Thema Geschichte, Digitalisierung und Digitalität Interessierte.