Der Vortrag zeigt an Beispielen auf, dass Erinnerungskulturen in den Social Media hybride Schnittstellen vielfältiger nationaler vor allem aber transnationaler Erinnerungsdiskurse, Erinnerungsnarrative und Erinnerungsmedien etablieren. Es sind v. a. diejenigen Diskurse und Narrative greifbar, die sich seit 1945 innerhalb von wirkungsmächtigen und populären Erinnerungskulturen konstituieren und einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis besitzen. Transformationen auf der Ebene der Diskurse lassen sich oft in Form von Reduzierungen der Diskurskomplexitäten, Banalisierungen, Trivialisierungen und Universalisierungen fassen. Teil von Erinnerungskulturen in den Social Media ist es jedoch auch, dass wirkungsmächtige diskursive Erinnerungsmuster und Geschichtsnarrationen nicht zwingend fortgeführt, sondern von bestimmten Akteuren explizit und implizit durchbrochen werden. Welche Chancen (und Grenzen) Social Media für historisches Lernen bieten, zeigt der Vortrag ebenfalls anhand von Beispielen auf.
Die Fachkonferenz, 02.-04. Juni 2022, Paderborn
Unsere Geschichte(n) und Umgangsweisen mit Vergangenem sowie unsere Erinnerungen daran sind nicht zuletzt Ausdruck und Produkt gesellschaftlich-kommunikativer bzw. medialer Praktiken und deren institutionellen Rahmenbedingungen. Was passiert jedoch mit den gesellschaftlich geteilten Geschichten und Erinnerungen, wenn sich Öffentlichkeit und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse immer mehr in den digitalen Raum verlagern oder sogar zum Ausgangspunkt dieser werden? Wie interagieren digitaler Wandel, eine neue Kultur der Digitalität und Geschichtskultur(en) miteinander? Wohin führen uns diese Entwicklungen in den geschichtskulturellen Institutionen, wie z.B. in Schulen und Universitäten, Museen, Bibliotheken und Archiven, aber auch in den Massenmedien und Social Media? Und wie können oder sollen diese darauf reagieren? – Diese und andere sind die leitenden Fragen der vom Bereich für Theorie und Didaktik der Geschichte der Universität Paderborn zusammen mit unseren Kooperationspartnern geplanten öffentlichen Fachkonferenz, die sich sowohl an Personen richtet, die sich professionell mit der Erforschung von Geschichte und historischem Lernen befassen, als auch an alle anderen am Thema Geschichte, Digitalisierung und Digitalität Interessierte.