Dr. Kerls Aussagen über jüdische Amerikaner - genauer: amerikanische Juden - sind seltsam unbestimmt und hinterlassen bei mir den Eindruck, dass der Autor mit Vorurteilen über die Yeomen arbeitet, wenn er schreibt: Es "galten Juden als schlau, hinterlistig und enorm einflussreich" und es wurden von den Südstaatlern "Juden eine aus dem Verborgenen ausgeübte Macht über Medien, die Politik sowie die Wirtschaft und insbesondere die Finanzsphäre attribuiert und als Triebkräfte des Aufstiegs einer kapitalistischen Moderne konstruiert."
Diese distanzierten Attribuierungen - "galten, attribuiert, konstruiert" - bezüglich der genannten Eigenschaften von Juden verstehe ich als Kerls Kritik an den Yeomen, so, als wolle er damit den Südstaatlern ein falsches Bewusstsein von der Wirklichkeit nachsagen oder unterstellen.
Was aber, wenn die Karikatur von Watson Heston, „History Repeats Itself,” der Realität entsprochen hätte?!
Meine Fragen:
Haben Sie, Herr Dr. Kerl, die politisch-ökonomischen Aussagen über die von den Südstaatlern kritisierten Juden und Politiker (siehe Karikatur) auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft, oder vertreten Sie wirklich die Auffassung vom Opferstatus dieser Gruppierungen?
Gab es das ausbeuterische Verhalten dieser Gruppierungen in Wirklichkeit - oder hat sich Heston diese Ausbeutung nur ausgedacht?!
Entspricht es nicht den Tatsachen, dass die Vermögensverteilung in den USA genau in diesem Zeitraum von himmelschreiender "Ungerechtigkeit" gewesen ist, und dass nicht nur die Yeomen an ihrem - doch ehrenwerten - Selbstverständnis als "Ernährer der Familie" aus strukturell-funktional erklärbaren Gründen haben zweifeln müssen?!
Ich würde Ihre Parteinahme für Leo Frank als "Opfer" einer patriarchalischen Mentalität der Yeomen als Resultat eines Vorurteils beurteilen, weil der Klassenlage der Kritisierten nicht die führende Rolle in der Erklärung ihrer Mentalität zugekommen wäre: "erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!" (BB)
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Bei Herrn Weghorn handelt es sich um einen im Netz allzu bekannten antisemitischen Agent Provocateur. Daran ändert auch seine für Antisemiten ungewöhnlich eloquente Sprache nichts. Dass die Vermögensverteilung in den USA "in diesem Zeitraum" ungerecht gewesen ist, wird niemand bestreiten. Dass jüdische Amerikaner irgendetwas mit dieser Ungerechtigkeit zu tun hatten, hingegen wohl. Insofern handelten die Yeomen auf der Basis eines notwendig falschen Bewusstseins -- wenn wir schon die vom ehemaligen SDS-Mitglied Weghorn so eifrig bemühten marxistischen Vokabeln nicht scheuen wollen. Das "ausbeuterische Verhalten dieser Gruppierungen" (warum schwafeln Sie an dieser Stelle so herum, Herr Weghorn?) war ein Hirngespenst von Antisemiten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die kleinen Farmer litten an den hohen Kosten für Hypotheken, der Knappheit an Ackerboden, der Deflation und den sinkenden Agrarpreisen auf dem Weltmarkt, nicht an der "Ausbeutung" durch Juden. Antisemiten verlagern die Ausbeutung typischerweise weg aus der Produktionssphäre und verorten sie in der Reproduktionsphäre oder im Bankenwesen. Im 19. Jahrhundert gab es keine Juden in der Industrie. Es gab ein paar jüdische Investmentbanker, aber gemessen an der riesigen Zahl von jüdischen Einwanderern aus Russland und der K.u.K-Monarchie war das eine verschwindend kleine Gruppe.