Im Jahr 1912 begann Frank Gilbreth damit, Arbeitsstudienfilme zu produzieren. Hierzu filmte er die Bewegungsabläufe von Arbeiterinnen und Arbeitern während bestimmter Herstellungsprozesse. Das neue Medium Film erlaubte es, die Bewegungen in kleinste Schritte zu zerlegen und genauestens zu analysieren. Gilbreths Ziel war es, ähnlich wie beim Taylorismus, einzelne Arbeitsprozesse zu optimieren und so die Produktivität zu steigern. Die Filme wurden in den frühen Betriebswissenschaften genutzt, aber auch zu Lehrzwecken in Betrieben und auch im Vorprogramm von Spielfilmen gezeigt. Helena Körner von der Universität Tübingen untersucht in ihrem Dissertationsprojekt derartige Arbeitsstudienfilme. Sie versteht diese als Teil der zunehmenden Visualisierung von Arbeitsprozessen im frühen 20. Jahrhundert und analysiert sie vor dem Hintergrund damaliger arbeitsrechtlicher und gesellschaftlicher Kämpfe.
Über die Konferenz
Ausgehend von der Frage, welchen Stellenwert und welche Rolle Filme in der gegenwärtig immer wichtiger werdenden Auseinandersetzung mit visuellen Quellen in der Geschichtswissenschaft einnehmen, widmet sich die Konferenz in mehreren Sektionen dem historiografischen Umgang mit Filmen in Forschung und Lehre. Behandelt werden u.a. das Verhältnis von Filmtheorie und Geschichte, Spielfilme als Quellen für Geschichtsschreibung, Lehr- und andere nicht-fiktionale Filme, sowie das Verhältnis von Filmen zu anderen visuellen Quellen. Ziel der Tagung ist es, Aspekte der historiografischen Arbeit mit filmischem Material umfassend zur Diskussion zu stellen, und in das weite Feld der Visual History einzuordnen.
Die Konferenz Film & Visual History: Fragen – Konzepte – Perspektiven (15.-17. Januar 2016 in Köln) wird veranstaltet von Massimo Perinelli, Olaf Stieglitz, sowie von der Arbeitsstelle Geschichte & Film (AGuF) am Historischen Institut der Universität zu Köln; Kooperationspartner sind Prof. Margit Szöllösi-Janze (LMU München) sowie Prof. Maren Möhring (Uni Leipzig).
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