Das Europa des 18. und 19. Jahrhunderts steht gemeinhin für einen Kontinent der Herausbildung der Nationen und der industriellen Moderne. Doch welche Teile der Geschichte verbirgt dieser Blick auf Europa als einen rasanten Erneuerer und Revolutionär ökonomischer sowie gesellschaftlicher Verhältnisse? Die Historiker Ute Frevert und Andreas Eckert nehmen die Kehrseiten einer durch die industrielle Revolution und technischen Fortschritt gekennzeichneten Epoche unter die Lupe. In ihren Vorträgen beleuchten sie die repressiven Fundamente des nationalistisch und imperialistisch geprägten Europas dieser Zeit.
Akademiemitglied Ute Frevert untersucht in ihrem Vortrag den ambivalenten Zusammenhang zwischen kriegerischen Auseinandersetzungen und der Nationenbildung in Europa. So betont sie: „Kriege wirken als Geburtshelfer und Durchlauferhitzer nationaler Bewegungen und Programme. Aber Kriege geraten ihrerseits unter nationalistischen Einfluss und werden je länger, desto mehr als Volkskriege mit entgrenzter Zerstörungsgewalt geführt.“