Gedanken zur Archäologie darzulegen, mag Leipziger Archäologinnen und Archäologen wie den Verfasser dazu verleiten, wissenschaftspolitischen Entscheidungen nachzutrauern. Dies rechtfertigte allein das Jubiläumsjahr 2024. Denn exakt vor zehn Jahren wurde durch das Rektoratskollegium der Leipziger Universität die Schließung des Instituts für Klassische Archäologie bekannt gegeben. Heute ist das Szenario nahezu unverändert: es droht die Abwicklung des Fachbereichs Archäologie des Mittelmeerraums – dem ›Klassischen‹ Bereich innerhalb der archäologischen Wissenschaften.
Dem dringlichen Gefühl einer erneuten Stellungnahme soll hier jedoch nicht nachgegeben werden. Denn dies zöge unweigerlich nach sich, Inhalte archäologischer Wissenschaften permanent den universitären Verdrängungsmechanismen zu unterwerfen. Leidtragende einer solchen Volte wäre neben der Neugier nach Wissen über den antiken Mittelmeerraum und fachlicher Zuneigung, vor allem das materiell gegründete Fragen nach den Spuren menschlichen Handelns.
Ein solch materielles Fragen erlaubt es, die Aufmerksamkeit für kulturelle Phänomene sogar auf ephemere Äußerungen wie Sprechakte zu beziehen. Erläutert sei eine solche Perspektive an einem orange-leuchtenden Karneol-Intaglio in New York. Er ist ein Beispiel aus der Gruppe bildlich dekorierter Edelsteine, sogenannter Gemmen. Mit einer Größe, die einen Zentimeter nur geringfügig überschreitet, gehören sie zu den kleinsten Gegenständen der antiken Welten.