Der Düsseldorfer Historiker Prof. Dr. Gerd Krumeich spricht in seinem Vortrag über "die größte statistische Ungeheurlichkeit des 1. Weltkriegs" (Egmont Zechlin), die durch die Oberste Heeresleitung im Herbst 1916 angeordnete "Zählung der Juden im Heer". Er referiert dabei die Ursprünge und zeitgenössische Wahrnehmung der "Judenzählung" und fragt nach ihrer Bedeutung über das reine Geschehen hinaus. Seine These: Die "Judenzählung" hatte enorme Konsequenzen für die Folgezeit und wirkte bis in die Ideologie der Massenvernichtung hinein.
Ringvorlesung »1914/15 - Weltkrieg, Massentod, Völkermord - "Gewaltdynamiken" im Blick der Forschung«
Im Rahmen der Ringvorlesung werden ausgewiesene Experten systematisch Einzelaspekte der Gewaltgeschichte des Ersten Weltkrieges diskutieren. Dabei werden die einzelnen Vorträge insbesondere die neue Qualität von Gewaltpraktiken und Gewalterfahrungen im Ersten Weltkrieg in den Blick nehmen sowie die Veränderung von Räumen und Regionen thematisieren. Zudem sollen insbesondere jene „anderen Fronten“, die im Rahmen der aktuell sehr dichten Diskussionen über den Ersten Weltkrieg weniger Berücksichtigung finden, in das Zentrum gerückt werden: Der Krieg in den Kolonien, in der Mittelmeerregion und im Nahen Osten. Integriert werden zudem metatheoretische und forschungsgeschichtliche Betrachtungen zum Ersten Weltkrieg. Nicht zuletzt wird eine kritische Reflektion der Schwerpunkte der aktuellen wissenschaftlichen, öffentlichen und medialen Thematisierung des Kriegsausbruchs im Jahr 1914 sowie der neuen Diskussionen um „Kriegsschuld“ und „Verantwortung“ erfolgen.