Der Althistoriker Hartmut Leppin erörtert in seinem Vortrag die Bedeutung der Konstitution, mit der Konstantin der Große am 11. Dezember 321 den Kölnern Stadträten erlaubte, Juden in ihre Reihen aufzunehmen. Er betont dabei, dass dies von den Juden nicht als Ehrung, sondern als zusätzliche Belastung gesehen wurde. Zudem versucht er, die Vielfalt des Judentums im 4. Jahrhundert herauszuarbeiten, deren Schwerpunkt im Osten des Reiches lag. Bereits der sehr unterschiedliche Charakter von Synagogen verdeutliche, wie unterschiedlich etwa das Verhältnis zu bildlichen Darstellung gewesen sei. Im abschließenden Teil diskutiert Leppin die Politik Konstantins gegenüber Juden. Aufgrund seiner Hinwendung zum Christengott habe er antijüdische Gedanken übernommen und Juden in manchen Bereichen benachteiligt, vor allem da, wo sie mit Christen rivalisierten. Insgesamt aber habe er ihre hergebrachten Rechte respektiert. Die Kölner Konstitution deutet Leppin jedoch nicht religionspolitisch, sondern vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Fiskalpolitik des Kaisers.
Ringvorlesung "Jüdische Geschichte und Kultur im mittelalterlichen Köln. Interdisziplinäre Zugänge"
2021 jährt sich die Ersterwähnung einer jüdischen Gemeinde für Köln und damit zugleich auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zum 1700. Mal. Eine Ringvorlesung an der Universität zu Köln nimmt dieses besondere Jubiläum im Wintersemester 2020/21 zum Anlass, die Geschichte jüdischen Lebens im Köln des Mittelalters wie auch die Schwerpunkte und Ergebnisse ihrer aktuellen Erforschung einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist erstens, durch ausgewiesene Expert*innen die zentralen Etappen jüdischer Geschichte im mittelalterlichen Köln darzustellen und sie zugleich auch in breitere Zusammenhänge einzubetten. Zweitens nimmt ein Schwerpunkt der Ringvorlesung den Aufbau des „MiQua“ zum Anlass, die maßgeblich durch das Museumsprojekt und die ihm vorausgehenden archäologischen Grabungen angestoßenen neuen Forschungsergebnissen der letzten Jahre vorzustellen. Drittens geht es in drei Vorträgen aus verschiedenen Perspektiven um das große Thema, wie jüdische Geschichte seit dem 19. Jahrhundert museal ausgestellt wurde bzw. wie sie heute präsentiert werden kann und soll.
Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Ringvorlesung ausschließlich digital übertragen.