Habbo Knoch, Professor für Neuere und Neueste Geschichte, geht in seinem Vortrag auf die Entwicklung von Museen und Ausstellungen zur jüdischen Geschichte nach 1945 ein. Vier Phasen werden unterschieden, die zeigen, wie sich von einer Phase der Nichtpräsenz in der Nachkriegszeit und ersten herausragenden Beispielen wie der "Monumenta Judaica" in Köln (1963/64) seit den 1980er Jahren eine deutliche Zunahme entsprechender Orte und Projekte zeigen lässt. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Projekte, an denen Jüdinnen und Juden nicht beteiligt waren. Dies ändert sich in der vierten Phase, wobei eine bestimmte Erzählweise dennoch nicht gänzlich überwunden wird: Das jüdische Leben wird weitgehend als einheitlich, religiös oder kulturell geprägt und weitgehend ohne Bezug auf die jüdische Gegenwart in Deutschland dargestellt. Gerade in der Phase seit den 1980er Jahren gehen das ernsthafte Bemühen, die bis dahin unsichtbar gewordene jüdische Geschichte an vielen Orten öffentlich zu machen, mit der Betonung einer Besonderheit einher, die den vielschichtigen Beziehungen und Identitätskonzepten nicht entsprach.
Ringvorlesung "Jüdische Geschichte und Kultur im mittelalterlichen Köln. Interdisziplinäre Zugänge"
2021 jährt sich die Ersterwähnung einer jüdischen Gemeinde für Köln und damit zugleich auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zum 1700. Mal. Eine Ringvorlesung an der Universität zu Köln nimmt dieses besondere Jubiläum im Wintersemester 2020/21 zum Anlass, die Geschichte jüdischen Lebens im Köln des Mittelalters wie auch die Schwerpunkte und Ergebnisse ihrer aktuellen Erforschung einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist erstens, durch ausgewiesene Expert*innen die zentralen Etappen jüdischer Geschichte im mittelalterlichen Köln darzustellen und sie zugleich auch in breitere Zusammenhänge einzubetten. Zweitens nimmt ein Schwerpunkt der Ringvorlesung den Aufbau des „MiQua“ zum Anlass, die maßgeblich durch das Museumsprojekt und die ihm vorausgehenden archäologischen Grabungen angestoßenen neuen Forschungsergebnissen der letzten Jahre vorzustellen. Drittens geht es in drei Vorträgen aus verschiedenen Perspektiven um das große Thema, wie jüdische Geschichte seit dem 19. Jahrhundert museal ausgestellt wurde bzw. wie sie heute präsentiert werden kann und soll.
Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Ringvorlesung ausschließlich digital übertragen.