"Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich", so der Erste Sekretär der SED-Bezirksleitung von Ost-Berlin, Günter Schabowski, am Abend des 9. Novembers 1989. In der Hand hält er einen Zettel. Dieser Unsatz - weil kein vollständiger Satz - hatte Folgen. Kurz nachdem er über die Medien verbreitet wurde, strömten tausende Ost-Berliner zur Mauer und belagerten die Grenzübergänge. Das Ende der Mauer und letztlich der DDR war damit besiegelt, so die gängige Erzählung. Was aber wäre gewesen, wenn Günter Schabowski einen anderen Zettel verlesen hätte, auf dem beispielsweise gestanden hätte, dass die neue Reiseregelung der DDR ab dem 1. Dezember 1989 oder dem 1. Januar 1990 in Kraft trete? Wäre dann alles ganz anders gekommen? Diese Fragen haben wir der Historikerin Dr. Anna Lux von der Universität Freiburg gestellt und sie dabei gebeten, einen anderen Ausgang der Geschichte zu erzählen.
Was wäre gewesen? Schabowski, der Zettel und ein Unsatz
Der Podcast über Kontrafaktische Geschichte mit Anna Lux
Was wäre gewesen? Schabowski, der Zettel und ein Unsatz
Weiterführende Literatur - Tipps unserer Gesprächspartnerin
Romane:
Simon Urban: Plan D, Frankfurt am Main 2011.
Max Hertzberg: Sterling the Future. An East German Spy Story, Leeds 2015.
Thomas Brummig: Das gibts in keinem Russenfilm, Frankfurt am Main 2015.
weitere kontrafaktische Romane zum Thema:
https://89goespop.jimdofree.com/literatur/was-wäre-wenn/
Forschungsbeiträge zum Thema:
Hélène Camarade: Von der Revolution zur Wiedervereinigung. Bilanzen und kontrafaktische Geschichtsschreibung. Betrachtungen aus französischer Perspektive, in: Ilko-Sascha Kowalczuk/Frank Ebert/Holger Kulick (Hrsg.): (Ost)Deutschlands Weg. 45 Studien und Essays zur Lage des Landes, T. 1 - 1989 bis heute, Bonn 2021, S. 147-64.
Alexander Leistner/Julia Böcker: "Was wäre wenn?". Zum Nutzen kontrafaktischer Analyse in der (historischen) Soziologie am Beispiel 1989, in: Uta Karstein/Marian Burchardt/Thomas Schmidt-Lux (Hrsg.):
Verstehen als Zugang zur Welt. Soziologische Perspektiven, Frankfurt am Main/New York 2022, S. 279-300.
Anna Lux/Alexander Leistner (2021): „Letztes Jahr Titanic“.
Untergegangene Zukünfte in der ostdeutschen Zusammenbruchsgesellschaft seit 1989/90, in: Historische Anthropologie 29 (1), S. 98-124.
Christoph Nonn: Leipzig, 9. Oktober 1989: Ein Massaker findet nicht statt, in: Ders./Tobias Winnerling (Hrsg.): Eine andere deutsche Geschichte 1517-2017. Was wäre wenn..., Paderborn 2017, S. 240-257.
Infos zum Projektverbund "Das umstrittene Erbe von 1989"
www.erbe89.de
www.89goespop.de