Die Bedeutung von Forschungsdatenmanagement ist mittlerweile umfänglich in der Wissenschaftskultur angekommen. Die Vorteile der OpenData Sciences überzeugen schnell, auch wenn die jüngst vom Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) pointiert formulierten Herausforderungen (RfII 2016, RfII 2017) weiterhin bestehen. Sie betreffen vor allem den Umgestaltungsprozess hinsichtlich des Aufbaus einer Landschaft von dauerhaften, stabilen Infrastrukturangeboten der Langzeitarchivierung, die durch die Anpassung und Koordination von Fördermechanismen, Personalentwicklung, Qualitätssicherung und der Entwicklung einer neuen "Forschungsdatenkultur" geprägt sind. Den letzten Punkt greift Dr. Katrin Moller von der Universität Halle-Wittenberg mit ihrem Vortrag auf und formuliert aus dezidiert geisteswissenschaftlicher Perspektive einer datenproduzierenden und -bewahrenden Institution einen Beitrag zum Forschungsdatenmanagement, der bisher kaum reflektiert wird: Es geht um die Entwicklung neuer Forschungsdatenkulturen, um Anreize und vor allem darum, welche wissenschaftliche Reputation sich mit der Nachnutzung von Forschungsdaten für den Urheber von Daten verbindet.
Konferenz
Die Digital Humanities werden häufig als digital transformierte Bearbeitung von Fragestellungen aus den verschiedenen beteiligten Fächern beschrieben. Daneben entsteht der Eindruck, dass die DH in weiten Teilen eine daten-, algorithmen- und werkzeuggetriebene Wissenschaft sei, die von ihren unmittelbaren Möglichkeiten und ihren Praktiken dominiert sei. Wie lässt sich dies aber mit dem kritischen Anspruch der Geisteswissenschaften vereinbaren? Gibt es im Umgang mit digitalen Medien, in der Modellierung, Operationalisierung und Formalisierung der Arbeit mit Computern implizite, stillschweigend akzeptierte Agenden, die einer Reflexion durch einen „Intellectual Criticism“ bedürfen?
Die Tagung soll den Fokus auf die kritische Dimension digitaler Forschung richten und damit Denkanstöße zu Theoriebildung und Epistemologie der digitalen Forschung geben. In diesem Rahmen sollen auch gesellschaftliche, soziale und politische Dimensionen der in allen Bereichen wirksamen Digitalisierungsprozesse unter so heterogenen Begriffen wie Interaktionsformen, Partizipation, Bildung, Digital Literacy sowie Auswirkungen und Rückwirkungen der Digitalität auf Wissenschaft und Gesellschaft diskutiert werden.
Im Rahmen der Tagung sollen daher unter anderem folgende Fragen verfolgt werden:
– Kritik der Digitalisierung – Formate, Standards und Praktiken
– Kritik digitaler Angebote, Projekte und Werkzeuge
– Kritik der digitalen Methoden
– Kritik der digitalen Geisteswissenschaften (traditionelle Fächer und DH)
– Kritik der digitalen Wissenschaftstheorie
– Kritik der digitalen Gesellschaft
Darüber hinaus sind Vorträge zu allgemeinen Themen aus dem Bereich der DH sowie die Diskussion von positiven und negativen, eigenen und fremden Projektergebnissen willkommen.