Die Digitalisierung hat den Streit darüber, was kulturell wertvoll ist, aus den Museen in den Alltag getragen. Alle bewerten einander, jede*r ist Künstler*in, Kritiker*in und Werk. Die einen behaupten sich durch originelle Lebensentwürfe, die anderen verteidigen ihre vermeintlich authentischen Wurzeln. Wenn aber alles und jeder Kulturgut werden kann: Was ist dann noch die Rolle des Kunstwerks? Ein Gespräch über die veränderten Dynamiken gesellschaftlicher Wertbildung, den verdeckten Klassenkampf durch Kultur und den Zusammenhang von Kultur und Populismus.
Mit Möbeln von Ebay Kleinanzeigen erforscht Henrike Naumann deutsche Psychogeografien nach 1989. Anke Stellings Romane entlarven die Lebenslüge der Selbstverwirklichung. Und Andreas Reckwitz hat mit der "Gesellschaft der Singularitäten" eine Kulturtheorie entwickelt, die das Erstarken des Populismus auch aus dem gewachsenen Stellenwert der Kultur erklärt.