Im August 1423 entschied der Kölner Rat, das Aufenthaltsrecht der jüdischen Gemeinde Kölns nicht mehr über den September des Folgejahrs hinaus zu verlängern. Ab 1424 über mehr als dreieinhalb Jahrhunderte lang bis 1798 sollten Juden und Jüdinnen Köln nur noch unter diskriminierenden Bedingungen betreten und dort nicht einmal übernachten dürfen. Der Vortrag der Historikerin und Judaistin Dr. Ursula Reuter, Geschäftsführerin der Germania Judaica / Kölner Bibliothek zur Geschichte des Deutschen Judentums e. V. fragt, wohin sich die vertriebenen Jüdinnen und Juden nach 1424 wandten, welche Konsequenzen die Vertreibung aus Köln für die stark an der Kölner „Heiligen Gemeinde“ orientierten jüdischen Siedlungen des Umlands hatte, und was an „Jüdischem“ in der Stadt selbst zurückblieb.
Ringvorlesung "Jüdische Geschichte und Kultur im mittelalterlichen Köln. Interdisziplinäre Zugänge"
2021 jährt sich die Ersterwähnung einer jüdischen Gemeinde für Köln und damit zugleich auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland zum 1700. Mal. Eine Ringvorlesung an der Universität zu Köln nimmt dieses besondere Jubiläum im Wintersemester 2020/21 zum Anlass, die Geschichte jüdischen Lebens im Köln des Mittelalters wie auch die Schwerpunkte und Ergebnisse ihrer aktuellen Erforschung einem breiteren Publikum zu präsentieren.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist erstens, durch ausgewiesene Expert*innen die zentralen Etappen jüdischer Geschichte im mittelalterlichen Köln darzustellen und sie zugleich auch in breitere Zusammenhänge einzubetten. Zweitens nimmt ein Schwerpunkt der Ringvorlesung den Aufbau des „MiQua“ zum Anlass, die maßgeblich durch das Museumsprojekt und die ihm vorausgehenden archäologischen Grabungen angestoßenen neuen Forschungsergebnissen der letzten Jahre vorzustellen. Drittens geht es in drei Vorträgen aus verschiedenen Perspektiven um das große Thema, wie jüdische Geschichte seit dem 19. Jahrhundert museal ausgestellt wurde bzw. wie sie heute präsentiert werden kann und soll.
Aufgrund der Corona-Pandemie wird die Ringvorlesung ausschließlich digital übertragen.