Zygmunt Baumans Theorie steht für eine sehr klare und scharfsichtige Analyse des Zusammenhangs von Aufklärung, westlicher Moderne, Ordnung und Gewalt. Dabei operiert Bauman mit einem eher offenen Begriff von „Moderne“, der es erlaubt unterschiedliche soziale, politische und theoretische Phänomene des gesellschaftlichen Transformationsprozesses aufzugreifen. Die Beschreibung der Transformationsmechanismen dagegen bleibt – notwendig – ungenau bzw. wie in dem zentralen Bild des Staates als „Gärtner“ auf der Ebene metaphorischer Umschreibung. Michel Foucault interessiert sich in seiner genealogischen Arbeit zu Wissen, Wahrheit und Subjekt (der Moderne) genau für das Wie der stattfindenden Transformationen. Die Ordnung schaffende Verbindung von Diskursen mit Dispositiven, die Produktivität der Macht sowie die postmodernen Zumutungen individueller Selbststeuerung kommen so in den Blick. Der Vortrag von Prof. Dr. Ruth Großmaß, Professorin für Ethik der Sozialen Arbeit i.R. an der Alice Salomon Hochschule Berlin, versucht eine „Begegnung“ dieser beiden Theorien.
Ringvorlesung "Flüssige Moderne. Weiter-Denken mit Zygmunt Bauman" (Ruhr-Universität Bochum)
Im Januar 2017 ist der Soziologe Zygmunt Bauman im Alter von 91 Jahre verstorben. Die Schlüsselbegriffe, die aus seinem Werk bekannt sind, haben das Denken des 20. und 21. Jahrhundert sowie die Frage nach globaler Ethik entscheidend bestimmt: „Moderne und Ambivalenz“, „Dialektik der Ordnung“, „Flüssige Moderne“, „Die Angst vor den Anderen“.
Im Rahmen der Ringvorlesung des Instituts für Diaspora- Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum werden sozialphilosophische, kultursoziologische, politische und geschichtswissenschaftliche Aspekte des Werkes von Zygmunt Bauman aufgenommen, nicht zuletzt um in den Schnittflächen, die Bauman selbst zwischen Literatur, Soziologie und Geschichte vorgezeichnet hat, Fragen an unsere Gegenwart zu stellen. Erörtert werden Identitätsgestaltungen von Einzelnen und Gesellschaft in der „postnationalen“ oder „postglobalen“ Gegenwart, der Zusammenhang von Globalisierung und Gewalt, neue Ordnungen von Medien und Konsum, Fluchterfahrungen, aktuelle Formationen politischer Differenz oder „Postmoderne Ethik“.