Prof. Dr. Jörn Leonhard, Freiburger Professor für Geschichte des Romanischen Westeuropas und Verfasser der Studie "Die Büchse der Pandora - Geschichte des Ersten Weltkriegs", referiert in seinem Vortrag in globalgeschichtlicher Perspektive über die "inneren Fronten des Weltkriegs". Anhand einzelner Fallstudien skizziert er die Instrumentalisierung ethnischer Differenz als ein Mittel der Kriegsführung. Mit besonderem Schwerpunkt auf das Jahr 1915 analysiert er die innere Beschaffenheit der verschiedenen Kriegsgesellschaften zwischen ethnischer Balance und der auf dem Verdacht mangelnder Loyalität beruhenden Eskalation ethnischer Gewalt.
Ringvorlesung »1914/15 - Weltkrieg, Massentod, Völkermord - "Gewaltdynamiken" im Blick der Forschung«
Im Rahmen der Ringvorlesung werden ausgewiesene Experten systematisch Einzelaspekte der Gewaltgeschichte des Ersten Weltkrieges diskutieren. Dabei werden die einzelnen Vorträge insbesondere die neue Qualität von Gewaltpraktiken und Gewalterfahrungen im Ersten Weltkrieg in den Blick nehmen sowie die Veränderung von Räumen und Regionen thematisieren. Zudem sollen insbesondere jene „anderen Fronten“, die im Rahmen der aktuell sehr dichten Diskussionen über den Ersten Weltkrieg weniger Berücksichtigung finden, in das Zentrum gerückt werden: Der Krieg in den Kolonien, in der Mittelmeerregion und im Nahen Osten. Integriert werden zudem metatheoretische und forschungsgeschichtliche Betrachtungen zum Ersten Weltkrieg. Nicht zuletzt wird eine kritische Reflektion der Schwerpunkte der aktuellen wissenschaftlichen, öffentlichen und medialen Thematisierung des Kriegsausbruchs im Jahr 1914 sowie der neuen Diskussionen um „Kriegsschuld“ und „Verantwortung“ erfolgen.