Die Annäherung der Informationswissenschaften an die Disziplinen der Mathematik und der Naturwissenschaften, die u.a. im Begriff der MINT-Fächer evident wird, hat den Blick auf diverse Formen der Einflussnahme von Computerprogrammen auf den sozialen Raum und dessen Akteurswelt verstellt. Tech-Größen wie Mark Zuckerberg und Alexander Nix preisen die angebliche Vorurteilslosigkeit und Neutralität der Algorithmen, und Unternehmen verkaufen die von ihnen entwickelten Computerprogramme als Meilensteine auf dem Weg zu einer neuen Objektivität der durch sie übernommenen Prozesse. Auch die Klassifikation von Programmiersprachen als formale Sprachen, die im Vergleich zu natürlichen Sprachen als präziser und eindeutiger betrachtet werden, verstärkt diesen Eindruck. In Abgrenzung hierzu beschreibt Jasmin Pfeiffer von der FAU Erlangen in ihrem Vortrag Programmiercode als deklarativen Sprechakt und lenkt auf diese Weise den Blick auf die von Lemire diagnostizierte realitätskonstituierende Dimension von Computerprogrammen. Sie konzentriert sich dabei auf objektorientierte Sprachen, da der Bezug zwischen Code und Wirklichkeit bei diesen besonders evident erscheint. Im Hinblick auf das Tagungs-Thema, „Kritik der digitalen Vernunft“, verfolgt der Vortrag zweierlei Ziele: Einerseits soll ein möglicher methodischer Ansatzpunkt zur Analyse von Programmiersprachen und Algorithmen entwickelt werden. Es gilt aufzuzeigen, dass die genaue Analyse von Code und seiner Funktionsweise unabdingbar für das Verständnis digitaler Phänomene ist. Andererseits soll zu einer gewissen Vorsicht gegenüber digitalen Methoden in den Geisteswissenschaften aufgerufen werden: Die Benutzung digitaler Mittel ist eine große Bereicherung für die Geisteswissenschaft, erfordert aber auch eine eingehende Reflexion der Beziehung zwischen Realität und Programmcode und des Einflusses der Algorithmen auf den betrachteten Gegenstand.
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