Zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch Hitler 1933 war Paul Fridolin Kehr (1860–1944) 72 Jahre alt und seit vierzehn Jahren Vorsitzender der MGH. Als langjähriger Direktor des Preußischen Historischen Instituts Rom, Generaldirektor der preußischen Staatsarchive, Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Deutsche Geschichte – um nur die wichtigsten Positionen zu nennen -, verfügte Kehr über einflussreiche Kontakte. Insbesondere durch sein diplomatisches Lebenswerk, die Edition päpstlicher Urkunden und Briefe in den Italia Pontificia, baute er internationale Verbindungen auf.
In dem eindrücklichen Vortrag untersuchen Hruza und Munscheck-von Pölnitz die Auswirkungen der gesetzlichen Maßnahmen der Regierung Hitler 1933 auf die Institution MGH, deren langjährigen Vorsitzenden und die jüdischen Mitarbeiter/-innen der MGH. Dafür wird die Korrespondenz zwischen den MGH und Behörden ebenso analysiert wie die private Korrespondenz von Paul Kehr. Gelesene Quellenzitate verdeutlichen die Komplexität der Vorgänge und zeigen einmal mehr, dass pauschale Urteile den tatsächlichen Umständen nicht gerecht werden können.