Zwischen 1935 und 1945 waren die MGH als nationalsozialistisches „Reichsinstitut für ältere deutsche Geschichtskunde“ dem Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Bildung unterstellt. Die Einschätzungen dieser zehn Jahre MGH-Geschichte reichen von dem Sündenfall der Mittelalterforschung in der NS-Diktatur schlechthin bis zu einer - wenn auch bedauernswerten - Episode in der 200jährigen Geschichte der MGH. Mit der Umorganisation wurde ein lang gehegter Plan von Paul Kehr, dem Vorsitzenden der MGH-Zentraldirektion von 1919 bis 1936, unter den spezifischen Bedingungen des NS-Regimes realisiert.
Anne Nagel beginnt ihren Vortrag mit einem Rückblick auf das späte Kaiserreich, als Kehr seinen Aufstieg begann und binnen weniger Jahre zum einflussreichen Wissenschaftsfunktionär avancierte. Sie geht der Frage nach, ob sich mit der veränderten Rechtsform der Charakter der MGH veränderte und wirft hierfür einen Blick auf Amtszeit und Führungsstil der drei Präsident Wilhelm Engel (kommissarisch 1936-1937), Edmund E. Stengel (1937-1942) und Theodor Mayer (1942-1945).