Nicht das Ende des Romans, sondern kleine und große Formen in der Gegenwartsliteratur stehen im Mittelpunkt des 3. Merkur-Gesprächs. Im dritten Teil fasst Eva Geulen, Literaturwissenschaftlerin und Direktorin des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL), die beiden ersten Panels - Kathrin Passig und Holger Schulze über die kleinen Formen der Gegenwartsliteratur sowie Kathrin Röggla und Ulrich Peltzer über die großen Formen der Gegenwartsliteratur - pointiert zusammen und spitzt die Debatte noch einmal weiter zu, worauf abschließend alle Beteiligten in einer offenen Runde Stellung beziehen.
3. Merkur-Gespräch
Literatur findet heute nicht mehr nur in Büchern statt – sondern auch auf den Bildschirmen von iPads und Kindles, von Smartphones und Laptops. Gelesen wird überall und zwischendurch, geschrieben auch. Es wird in Echtzeit getwittert, gebloggt, gepostet, und abseits der großen Verlage hat sich eine rege Szene unabhängiger E-book-Verlage und Print-on-Demand-Plattformen herausgebildet. Das Schreiben im Netz favorisiert die kleinen Formen, es entstehen Kurz- und Kürzestschreibweisen, die eingefahrene Vorstellungen von Literatur über den Haufen werfen: Twitteratur. Was genau passiert da im Moment und wie verändert es unseren Begriff von Literatur? Und was bedeutet die Explosion kleiner digitaler Formen für alteingesessene Gattungen wie den Roman? Hat der Roman als Beschreibung von Gegenwart ausgedient? Oder reagiert er auf die Herausforderungen durch neue Schreibweisen mit Innovation? Die traditionell an den Roman gestellten Erwartungen von Welthaltigkeit und Totalität scheinen nicht mehr erfüllbar – muss man deshalb den „Niedergang des Romans“ (Ingo Meyer im Merkur) ausrufen oder erfordert eine zunehmend in Teilöffentlichkeiten zersplitterte Gegenwart umgekehrt die Wiederbelebung und Neubestimmung des Romans?