Akademische Ausbildung bedeutet lange Lehrjahre. Wer nach dem Hochschulabschluss im Geschäft bleibt, zählt zunächst einmal zum „Nachwuchs“. Aber wie ernst ist der zu nehmen? Handelt es sich um unerfahrene Adepten oder haben wir hier die nächste Generation Forschender vor uns, die schon heute die wissenschaftlichen Themen von morgen bestimmt? Kürzlich ist der Sammelband "Beiträge zum 4. Kongress des wissenschaftlichen Nachwuchses der Anthropologie" erschienen.
Beiträge aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs
Herausgegeben von C. A. Buhl, F. Engel, L. Hartung, M. Kästner, A. Rüdell und Chr. Weißhaar.
Die Gesellschaft für Anthropologie (GfA) veranstaltet seit 2004 Kongresse, die sich speziell an den wissenschaftlichen Nachwuchs wenden. Diese Tagungen werden in erster Linie von Studierenden im Hauptstudium, frischen Hochschulabgängerinnen und -gängern sowie Promovierenden besucht. Diese berichten über ihre Abschlussarbeiten, stellen ihre Forschungsdesigns zur Diskussion und weisen auf methodische Schwierigkeiten hin. Dieses Jahr im März war die Anthropologie Freiburg an der Reihe, den „4. Kongress des wissenschaftlichen Nachwuchses der Anthropologie“ auszurichten (eine Ankündigung erschien auf L.I.S.A.). Die Veranstaltung hatte 52 Teilnehmende, ähnlich viele wie der dritte Nachwuchskongress zwei Jahre zuvor in Blaubeuren. Einige der Beiträge bilden nun die Artikel eines Kongressbandes, der seit Anfang August verfügbar ist.
Der Freiburger Nachwuchskongress hatte den thematischen Schwerpunkt „Geometrische Morphometrie in der Anthropologie“. Dieses Forschungsgebiet bedient sich einer Reihe statistischer Verfahren, um die Form von Gegenständen und Organismen unabhängig von ihrer Größe oder Orientierung im Raum zu untersuchen. Auf internationalen Tagungen der Anthropologie nimmt die Zahl geometrisch morphometrische Beiträge rasant zu. In Freiburg konnten die Teilnehmenden des Nachwuchstreffens an einem Einführungsworkshop teilnehmen. Außerdem waren speziell Forschende des wissenschaftlichen Nachwuchses eingeladen, die sich in ihrer Arbeit mit Geometrischer Morphometrie beschäftigen.
Aufnahme: C. A. Buhl.
Diese Beiträge können zum großen Teil im Kongressband nachgelesen werden. Allerdings gibt die Sammlung darüber hinaus das gesamte Spektrum der während der Tagung präsentierten Beiträge wieder mit Fallstudien aus dem Bereich der prähistorischen Anthropologie, allerdings auch methodisch orientierten Artikeln zur Forensik und Paläopathologie sowie einem Beitrag zur wissenschaftlichen Ethik anthropologischer Sammlungen.
Und was sagt uns dieser Band nun über die Qualitäten oder das Selbstverständnis des wissenschaftlichen Nachwuchses? Die Anthropologie wird in Deutschland beständig abgebaut. Kürzlich wurde das Institut in Berlin geschlossen, weiteren Standorten steht dieses Schicksal in den kommenden Jahren bevor. Die Zukunft sieht für junge Forschende nicht rosig aus. Dass sich die Nachwuchstreffen der GfA mittlerweile als regelmäßig stattfindende Veranstaltung etabliert haben zeigt aber, dass sich diese der Situation stellen. Es gibt eine starke Identifikation mit dem Fach und den Willen, die zukünftige Forschung mit neuen Themen, Methoden und Ideen zu gestalten. Diese Zuversicht spricht aus vielen der Beiträge und man wird sie nötig haben.
Der Sammelband „Beiträge zum 4. Kongress des wissenschaftlichen Nachwuchses der Anthropologie“ ist auf dem Dokumentenserver FreiDok der Universitätsbibliothek Freiburg erschienen und kann dort unter folgender Adresse kostenlos heruntergeladen werden:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7603/
Weiterführende Informationen
Mehr über den 4. Kongress des wissenschaftlichen Nachwuchses der Anthropologie, sein Programm und den Sammelband gibt es auf der Kongresswebsite:
http://omnibus.uni-freiburg.de/~fe7/Nachwuchskongress2010/de/Start/Start.html
Aktuelle Aktivitäten der Gesellschaft für Anthropologie können auf deren Website verfolgt werden:
www.gfanet.de
Der wissenschaftliche Nachwuchs der GfA gibt einen Newsletter heraus, der einmal im Quartal an folgender Stelle erscheint:
http://www.gfanet.de/node/20
Die weltgrößte anthropologische Gesellschaft ist die American Association of Physical Anthropologists. Seit April dieses Jahres hat sich auch dort der wissenschaftliche Nachwuchs formiert, im AAPAbandits Blog:
http://aapabandit.blogspot.com
English Summary
In early August appeared the omnibus volume 'Proceedings of the 4th meeting of junior scientists in Anthropology'. The contributions cover all sessions of the conference which was held in Freiburg (Germany) in March.
Case studies in prehistoric anthropology, methodological issues of forensics and paleopathology, studies within the the meeting's focus topic 'Geometric Morphometrics in Anthropology' and an article about the ethics of anthropological museum collections draw a panorama of young researchers' interests in Anthropology.
Find out more about this publication at the conference website and download the volume free of charge from the document server of the Freiburg University Library at
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7603/