Vielen Dank auch für dieses Interwiev, in dem Herr Scholl sicherlich zu Recht einen differenzierten Umgang mit dem Begriff "Völkerwanderung" anmahnt. Weniger differenziert geht es in einem Interview zu, das Sven Kellerhoff mit Alexander Demandt geführt und das Die Welt heute veröffentlicht hat:
http://www.welt.de/geschichte/article146277646/Das-war-es-dann-mit-der-roemischen-Zivilisation.html
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Sehr geehrte Frau Bojadžijev, vielen Dank für das Interview, dessen ersten Teil ich sehr aufschlussreich fand. Gestutzt habe ich allerdings bei Ihrer Antwort auf die Frage bezüglich der Befürchtung eines „Kampfes der Kulturen“ in Deutschland. Dazu möchte ich Ihnen gerne selbst einige Fragen stellen und Sie um Antwort bitten:
Können Sie begründen, warum Sie die unter dem sicherlich provokativen Begriff eines „Clash of Civilizations“ (was im Übrigen im Deutschen mit „Kampf der Kulturen“ nur unzureichend übersetzt ist) gebündelten Phänomene für „arg verstaubt“ halten und warum Sie den globalen Ansatz von S. Huntington auf „zivilisatorische Unterschiede zwischen Christen und Muslimen“ einengen? Außerdem interessiert mich, warum Sie das Modell des „Clash of Civilizations“ als „self-fulfilling prophecy“ charakterisieren, wo es doch tatsächlich niemals so angelegt gewesen ist?
Da Sie das Modell offensichtlich ablehnen, würde ich zudem gerne wissen, welche andere und vor allem auf Präzision bedachte Kategorisierung der globalen Konflikte Sie alternativ vorschlagen und zu welchem Ergebnis bzw. anderen Erkenntnissen diese Kategorisierung führt? Ich frage das unter anderem deshalb, weil jüngst ein anderer mit dem Konzept von Huntington untrennbar verbundener Begriff, nämlich derjenige der Bruchlinie bzw. des Bruchlinienkonflikts, von Seiten der historischen Wissenschaften aufgegriffen worden ist, um Forderungen nach einer deutsch-ukrainischen Historikerkommission Nachdruck zu verleihen (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/deutsch-ukrainische-historikerkommission-13611147.html).
Eine aus meiner Sicht etwas unbefriedigende Begründung für Ihre Ablehnung eines „Clash of Civilizations“ haben Sie damit gegeben, dass Sie von einer „anderen Wahrnehmung“ sprechen, die einerseits der so genannte Arabische Frühling, die Fluchtbewegungen durch den IS und der Türkei-Kurden-Konflikt erlaubt haben, andererseits aber die Feststellung, der Islam gehöre zu Deutschland, und das Bekenntnis deutscher Muslime zu Deutschland. Können Sie das einmal präzisieren und zwar vor dem Hintergrund, wo sie genau die Veränderungen messen können, die ein Austragen von kulturellen, religiösen, ethnischen und ideologischen Fremd-Konflikten in Deutschland unwahrscheinlich machen? Um einen aktuellen Aufhänger dafür zu nehmen: Wie ordnen Sie die derzeitig eskalierenden Konflikte zwischen türkisch- und kurdischstämmigen Deutschen, etwa in Berlin, Essen, Hannover, Kornwestheim (PKK-Brandanschlag auf eine ATIB-Moschee) oder Hamburg, ein, die ja nun auch in einem engen Zusammenhang mit der Syrien-Problematik stehen und an denen (noch) keine Flüchtlinge beteiligt sind?
Zum selben Zusammenhang noch: Wenn ich Sie richtig verstehe, dann stellen Sie folgende Sachverhalte in den Vordergrund, die dazu beitragen werden, dass es keinen „Clash of Civilizations“ auf deutschen Straßen gibt: Einerseits sei die Heterogenität der zu uns kommenden Menschen gewissermaßen ein Konstrukt, und Sie setzen voraus, das die derzeitige Euphorie dieser neu ankommenden Menschen für ein friedliches Zusammenleben ausreiche. Dem stellen Sie auf der anderen Seite als weitere positiv beeinflussende Faktoren das aufgeschlossene Verhalten der schon in Deutschland länger ansässigen Bevölkerung gegenüber. Das ist sicherlich vom Grundsatz her richtig, aber: Glauben Sie, dass Euphorie und gute Behandlung ausreichen, damit jahrzehntelange, teils blutige Konflikte zwischen Bevölkerungs- bzw. Religionsgruppen wie etwa Türken, Kurden, Yeziden, Armeniern, Sunniten, Schiiten und Aleviten usw. von genau diesen Gruppen nach ihrer Ankunft in Deutschland nur wegen neuer Rahmenbedingungen einfach so beigelegt werden?
Vielen Dank schon einmal für Ihre Antworten und beste Grüße!