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"Früh noch keine Antwort Russlands auf das gestrige Ultimatum. Schwer und schwül drückt die Unsicherheit auf die Stimmung. Musch Richter kam zu mir, wir frühstückten zusammen. Er schreibt an Falkenhayn wegen einer Verwendung für mich bei einem Stabe. U d L. Friedländer Fuld getroffen, der aus einer Sitzung der Reichsbank kam. Er erzählte von wilden Gerüchten die bei dieser Sitzung geschwirrt hätten: in Frankreich sei eine Revolution ausgebrochen (offenbar durch die Ermordung von Jaurès veranlasst), Russland oder Frankreich hätten um eine weitere sechsstündige Bedenkfrist gebeten. Er war aber sehr zuversichtlich; bei uns sei die Lage wirtschaftlich weit besser als in Frankreich oder England, wo Alles drunter und drüber ginge. Er führte zur Begründung die bisher geheim gehaltene Einrichtung der Reichsbank zur Lombardierung der Wertpapiere an Waaren an. Während wir sprachen kam die Wache vorbei, von einer grossen Menge begleitet, die die Wacht a R. sang. Nachmittags gegen sechs wurde die Mobilmachung bekannt. Man atmete auf, Druck und Schwüle wichen, eine kühle Entschlossenheit trat an ihre Stelle. Nachts waren Friedrichstrasse, Linden, der Platz vor dem Schlosse von einer gewaltigen Menschenmenge angefüllt, die bis auf die Bäume, auf die Laternenpfähle die leeren Sockel der Feldherrenstandbilder hinaufwogte. Von Zeit zu Zeit zieht eine xxxxx durch, die Deutschland Deutschland über Alles oder die Wacht am Rhein singt und die Hüte schwenkt. Die Menge macht einen weit sichereren, weniger berauschten Eindruck als gestern. Die Sicherheit, dass es in den Krieg geht, hat Alle gefestigt."