Es bedarf keines runden Jahrestages, um den 9. August mit dem Abwurf einer US-amerikanischen Atombombe auf die japanische Stadt Nagasaki heute vor 78 Jahren zu verbinden. Die Bombe mit dem Namen "Fat Man" war im Rahmen des sogenannten Manhatten-Projektes entwickelt worden, dessen wissenschaftlicher Leiter J. Robert Oppenheimer war. So mag es kein Zufall sein, dass in den Kinos derzeit die Hollywood-Produktion "Oppenheimer" zu sehen ist – einer der aktuell besonders oft und kontrovers besprochenen Filme. Positiv hervorgehoben wird unter anderem, dass der Film die Gefahr eines Atomkrieges wieder ins Bewusstsein hebe. Ob es dafür dieses Filmes bedurfte, ist angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine, in dessen Verlauf immer wieder über den Einsatz nuklearer Waffen spekuliert wird, fraglich. Darauf deutet auch unser Interview mit dem Historiker Prof. Dr. Jost Dülffer von der Universität zu Köln hin, der als Gründungsmitglied des Arbeitskreises Historische Friedens- und Konfliktforschung (AKHF) intensiv zu den Themen Krieg und Frieden geforscht und publiziert hat. Wir haben ihn zu Gegenstand und Nutzen historischer Friedens- und Konfliktforschung auch angesichts gegenwärtiger Kriege befragt.
Was weniger mit dem 9. August in Verbindung gebracht wird, sind drei weitere Jahrestage. Gefunden haben wir diese auf einem Blog, in dem kuriose Feiertage gesammelt werden. Demnach wird heute auch der Ehrentag der Kunst (International Art Appreciation Day) gefeiert. Auch wenn wahrscheinlich kaum jemand davon Notiz nimmt, nehmen wir diesen Ehrentag gerne zum Anlass, um auf unsere neuen Beiträge hinzuweisen, die Themen aus der Kunst und Kunstgeschichte gewidmet sind. So die neue Folge aus unserer Reihe Kunstgeschichten, in der Dr. Susanne Kleine, Kuratorin der Bundeskunsthalle in Bonn, ein Werk des US-amerikanischen Künstlers Frank Stella erklärt: Concentric Squares aus dem Jahr 1974. Oder die neue Ausgabe aus dem Leipziger Thomasius-Club, in der der Kunsthistoriker und Stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums der Gerda Henkel Stiftung, Prof. Dr. Andreas Beyer, zu Gast war und über Künstlerleben und Künstlerkörper gesprochen hat. Und Kunst, genauer die Kunst des flämischen Malers Anthonis van Dyck, erläutert bei vhs.wissen live die Kunsthistorikerin und Kuratorin der Alten Pinakothek München für Flämische Malerei, Dr. Mirjam Neumeister. Einen anderen medialen Akzent setzt der Beitrag aus der Veranstaltungsreihe Die Kunst der Gesellschaft der Neuen Nationalgalerie – der Filmemacher Tom Tykwer und der Gegenwartskünstler Julian Rosefeldt diskutieren über die Inszenierung von Geschichtsbildern in Filmen, in denen die 1920er Jahre auch im Vergleich zur Gegenwart dargestellt werden.
Die Ikonisierung historischer Ereignisse hat uns auch in der jüngsten Ausgabe unserer Podcast-Serie Was wäre gewesen? beschäftigt. Die Bilder von der Entführung des Flugzeugs "Landshut", Hanns-Martin Schleyers sowie vom Hochsicherheitstrakt in Stuttgart-Stammheim im sogenannten Deutschen Herbst im Jahr 1977 haben sich in das kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik eingebrannt. Wir haben den Historiker Kevin Lenk von der Universität Münster gefragt, was denn gewesen wäre, wenn der Deutsche Herbst einen anderen Verlauf genommen hätte? Mit welchen Folgen für die bundesdeutsche Gesellschaft?
Als Ikonen des digitalen Zeitalters könnte man auch Bild-Text-Botschaften, sogenannte Memes, begreifen, in denen historische Ereignisse zu satirischen Zwecken entkontextualisiert werden. Hieraus ergibt sich die Frage, ob Geschichte in Sozialen Medien überhaupt seriös und verantwortungsvoll thematisiert werden kann – und wie Historikerinnen und Historiker mit solchen Geschichtsdarstellungen wissenschaftlich umgehen können. Diese Fragen haben uns die Historikerinnen Kristin Oswald, Mia Berg und Andrea Lorenz vom Projekt SocialMediaHistory beantwortet.
Im Übrigen: Wussten Sie, dass der 9. August in den USA auch Tag des Milchreises (National Rice Pudding Day) ist? Falls nicht, nicht schlimm...
Herzliche Grüße
Ihre L.I.S.A.Redaktion