Die großen monotheistischen Traditionen haben lange um Prinzip und Praxis der Toleranz gerungen, und sie ringen noch heute: Was wird toleriert, was nicht? Wer bestimmt das? Und ist religiöse Toleranz an Aufklärung gebunden? Die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer (FU Berlin, Mitglied der BBAW) erörtert diese Fragen gemeinsam mit dem Philosophen Sarhan Dhouib (Universität Hildesheim) und dem Judaisten Frederek Musall (Universität Würzburg). Islam und Judentum kennen beide eine intensive, spannungsreiche Auseinandersetzung um das Verhältnis von Glaube, Wissen und Vernunft, die weit vor das Zeitalter der Aufklärung zurückreicht. Sie kennen jedoch keine kirchenähnlichen Lehranstalten, so dass sich die Frage religiöser Autorität anders stellt als im Christentum. Im ersten Panel liegt der Schwerpunkt auf dem modernen, arabisch-geprägten Islam, dem häufig ein besonders problematisches Verhältnis zu Toleranz und Aufklärung zugeschrieben wird.
Aufgezeichnet im Rahmen des Salon Sophie Charlotte 2023 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.