Marie Pauline Thorbeckes und Anna Rein-Wuhrmanns Kolonialfotografien aus dem Kameruner Grasland um 1900: vielfache Deutungen kolonialer Betätigungen aus einer Genderperspektive.
Zahlreiche Museen und Archiven in Deutschland verfügen über Fotografien aus dem Kameruner Grasland, die Marie Pauline Thorbecke (1882-1971) und Anna Rein-Wuhrmann (1881-1971) anlässlich ihrer jeweiligen Kolonialexpeditionen nach Kamerun aufgenommen hatten. Diese Fotografien sind Spuren ihrer effizienten Betätigungen auf dem kolonialen Feld. Bis zur Jahrhundertwende spielten Frauen in einer männlich dominierten Kolonialbewegung nur eine untergeordnete bzw. marginale Rolle. Bereits am Beginn der 1880er Jahre erweckten Kolonien das Interesse bürgerlicher Frauen. Letztere organisierten sich in Vereinen, um ihre Teilnahme am Kolonialprozess auf Vielerlei zu legitimieren. Sie begleiteten koloniale Expeditionen und stellen dadurch herrschende Geschlechtermodelle in Europa in Frage. Der vorliegende Beitrag kreist um „Gendered Imperialism“ und wirft die Frage auf, wie Marie Pauline Thorbecke und Anna Rein-Wuhrmann anhand ihrer Fotografien des Graslandes Kameruns das koloniale Profil des Deutschen Kaiserreiches mitgestaltet haben. Am Beispiel von ihren ethnographischen- und Missionsfotografien untersucht der Beitrag die weiße Weiblichkeit im kolonialen Kontext. Mein besonderes Augenmerk hierbei liegt auf der weiblichen Visualisierung des Fremden und dessen Verbindung mit kolonialzeitlichem Verständnis von Zivilisierungsmission, Rassismus und Fotografie als Herrschaftstechnik. Um diese Ziele zu erreichen, bieten Bildforschungs- und (post)koloniale Ansätze Kategorien, die meine Bildinterpretationen plausibler machen können.
Schlüsselwörter: Deutsches Kaiserreich, Grasland Kameruns, Kolonialfotografie, Weiblichkeit, Rasse.