Im nächsten Jahr sind es 10 Jahre, dass die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts in München mit finanzieller Unterstützung der Elise und Annemarie Jacobi-Stiftung und der Gerda Henkel Stiftung jährlich zwei- bis dreimonatige Stipendien an Doktoranden der Altertumswissenschaften aus der gesamten Welt vergibt. Die inzwischen 58 Stipendiaten kamen aus aller Herren Länder, selbst aus Argentinien schon zweimal. Als Doktorandin am Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik der Universität Wien mit dem Thema "Die Korrespondenz Kaiser Hadrians mit den Städten des griechischen Ostens. Text und Kontext im Spannungsfeld von römischer Herrschaft und provinzialer Selbstbehauptung" war ich Jacobi-Stipendiatin von Februar bis April 2014 und blicke im Folgenden zurück auf meiner Münchner Zeit.
Ein Erfahrungsbericht - Das Stipendium der Jacobi-Stiftung an der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des DAI in München
Als Jacobi-Stipendiatin von Februar bis April 2014 blicke ich zurück auf meine Zeit in München, in der ich an meiner Doktorarbeit zur "Korrespondenz Kaiser Hadrians mit den Städten des griechischen Ostens" arbeiten konnte.
Die vorzügliche Fachbibliothek der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in München ist international berühmt, versammelt sie doch nach Themenschwerpunkten geordnet einen beträchtlichen Schatz sowohl althistorischer und epigraphischer, als auch archäologischer, numismatischer und philologischer Spezialliteratur in einem Gebäude. In diesem befindet sich auch die Wohnung der Jacobi-Stipendiaten und da man vom Arbeitsplatz in der Bibliothek direkt auf den eigenen Balkon sieht, steht dem spätnächtlichem Arbeitseifer nichts im Wege. Ein lang gehegter, heimlicher Traum so mancher Doktoranden wird plötzlich wahr, man wohnt quasi am Institut. Einzelne Stipendiaten, die jahrelang ohne vernünftige Bibliothek leben mussten, schränkten ihre Schlafpausen daher auch auf ein Minimum ein. Die Berichterstatterin wurde gleich in die jährliche Bücherrevision einbezogen und konnte an diesem Morgen die Bibliothek, weitere Mitglieder der Kommission und andere Gäste kennen lernen.
Der fachliche Austausch fand jedoch nicht nur en passant in der Bibliothek mit interessierten Kollegen statt, er ist insbesondere in der alle zwei Wochen stattfindenden Mitarbeitersitzung institutionalisiert. Hier wird rege diskutiert, nicht nur über die aktuellen Forschungen der Kommissionsmitglieder selbst, sondern auch über die Präsentationen der Stipendiaten und Gastforscher. So bot sich Gelegenheit, eigene Hypothesen und einen zu edierenden Neufund aus Ephesos vorzustellen und in freundschaftlich-sachorientierter Atmosphäre mit Spezialisten für griechische und lateinische Epigraphik, Numismatik, Papyrologie und historische Topographie zu diskutieren. Dank der regen Editionstätigkeit an der Kommission selbst und der Attraktivität für zahlreiche internationale Vertreter des Fachs ergeben sich viele wertvolle Hinweise. Selbst mit Einblicken in unpubliziertes Quellenmaterial wird nicht gegeizt.
Bild: Prof. Dr. Rudolf Haensch
Die Betreuung der Stipendiaten geht jedoch weiter und beschränkt sich nicht nur auf diese Gelegenheit. Bei allen administrativ-praktischen Fragen wird man von der einzigen Verwaltungsangestellten rundum betreut, inhaltlich kümmert sich das nahe am Thema des Doktoranden forschende Mitglied der Kommission besonders um ihn. Man wird schnell mit allen bekannt, erfährt von den Forschungsinteressen der hiesigen Doktoranden, knüpft wertvolle Kontakte und wird sofort integriert. So können potenzielle Schnittstellen erschlossen, ja sogar Kapitel ausgetauscht und kontroverse Forschungsmeinungen diskutiert werden. Eine Schreibwerkstatt en minature entsteht und in größeren Runden wurden in geselliger Atmosphäre jüngste Entwicklungen des Fachs und der jeweiligen heimatlichen Forschungsinstitute mit denen vor Ort verglichen, mögliche Synergien und Felder für zukünftige Zusammenarbeit ausgelotet.
Zusammenfassend betrachtet war mein Stipendienaufenthalt daher nicht nur geprägt von fachlichem Gewinn und erheblichen Fortschritten an der Dissertation, er war vielmehr gekennzeichnet von wissenschaftlicher Gastfreundschaft auf allen Ebenen und sinnvoller Vernetzung von Forschungsinteresssen.
Nam merenti gratias agere facile est.
(Plin. Panegyricus 3,4)
Bild: Prof. Dr. Rudolf Haensch