Mit den Informationen (Namen der Schiffe, der Kapitäne oder der Firma) konnte ich im Nationalarchiv in Karteikästen nach Übereinstimmungen suchen. Dabei habe ich mich im Tribunal de Comercios auf die Suche nach Kapitänen und Mittelsmännern beschränkt, im Gobierno Superio Civil habe ich nach Schlagworten wie ‚esclavitud‘ oder ‚navegación‘ gesucht. Die Digitalisierung der Funde hätte zuviel Zeit (drei Wochen) in Anspruch genommen. Deswegen habe ich mit Bleistift (Kugelschreiber sind während der Arbeit mit Quellen verboten) die Dokumente abgeschrieben. Über den gesamten Zeitraum habe ich eine Art Forschungstagebuch geführt, um meine Arbeitsschritte und Ergebnisse zu dokumentieren.
Die Arbeit im Archiv stellte sich wie erwartet als sehr langwierig heraus. Allerdings habe ich Schriftstücke gefunden, die den illegalen Sklavenhandel zwischen Havanna und New Orleans anhand von Rechtsstreitigkeiten indirekt belegen. Zudem konnte ich günstig Bücher in der Nationalwährung kaufen, die in Deutschland schwierig zu beschaffen sind. Durch die Erkrankung am Dengue-Fieber konnte ich nicht wie geplant eine Woche ins Archiv in Matanzas fahren, da ich eineinhalb Wochen früher nach Deutschland zurückgekehrt bin.
Die Forschungsarbeit auf Kuba stellte sich aufgrund der langwierigen bürokratischen Vorarbeit und des Klimas als sehr anstrengend heraus. Die Zeitungsbände im Nationalarchiv befinden sich in sehr schlechtem Zustand, Seiten sind verklebt, zerfressen oder porös. Dies gilt auch für die Dokumente im Archiv. Teilweise schloss das Archiv oder die Bibliothek tageweise, weil die Gebäude zum Schutz vor Ungeziefern ausgeräuchert wurden. Die Anfahrt zur Nationalbibliothek war etwas schwierig, da ich in einer Privatunterkunft in Havanna Centro wohnte und mit den Colectivos, den Sammeltaxis, zur Plaza de la Revolucion fuhr. Oftmals musste ich länger darauf warten, bis ich in der morgendlichen Rush-Hour einen Platz ergatterte. Zum Archiv bin ich dann eine halbe Stunde zu Fuß durch die quirlige Altstadt gelaufen. Leider hatte ich keinen Transformator mitgebracht, damit ich meinen Laptop an die Steckdosen mit anderer Volt-Stärke anschließen konnte, sodass ich in mehreren Geschäften danach suchen musste. Die Erfahrungen im Archiv und im kubanischen Alltag waren zwar oftmals ermüdent, aber auch sehr intensiv und bereichernd. Beispielsweise fiel der Besuch des Papstes in die Zeit, in der ich auf Kuba war. Die Nationalbibliothek war zweitweise mit einem großen Christus-Banner geschmückt. Auch der Einkauf in Nationalwährung auf Märkten und in Peso-Restaurants war eine spannende Herausforderung. Ich hoffe, erneut auf der Insel weiterzuforschen, um noch mehr Daten zu sammeln.