Wann sorgten Väter und Großväter für Ihre Kinder und Enkelkinder? Welchen gesellschaftlichen und ökonomischen Einflüssen unterlagen ihre Rollen?
Der Vortrag nimmt den Wandel von Vaterschaft und Großvaterschaft seit 1945 in der BRD in den Blick. In der Nachkriegszeit waren Lebensmodelle jenseits der Kleinfamilie durch den Verlust vieler Väter Normalität. So fanden insbesondere verwitwete Mütter neue Sorgearrangements, in denen auch die Großeltern eine wichtige Rolle spielten. Mit der zweiten Frauenbewegung und der steigenden Frauenerwerbstätigkeit in den 1970er Jahren trat die Forderung nach „neuen Vätern“ auf den Plan.
Dieser Diskurs bedeutete für die Vater-Kind-Beziehung eine Neudefinition und Aufwertung, die auch viele Männer begrüßten. In der Praxis verwirklichten sie das neue Ideal jedoch nur selten. An welchen Realitäten scheiterte der Wunsch nach stärkerer Präsenz? Und wann und warum nahmen Großväter eine aktive, sorgende Rolle ein?