[10:51:10] L.I.S.A.: Apropos Abnahme: Wie hat das Publikum auf Ihren Vortrag reagiert? Hat man als Vortragender das Gefühl, da kommt etwas an? Ergeben sich möglicherweise andere Anschlüsse, ein Thema weiterzuführen?
[10:53:24] Benjamin Biesinger: Das Publikum hat auf alle Vorträge begeistert reagiert. Die Dichte des Stoffes, die Art der Präsentation und der Rahmen der Veranstaltung - das ist einfach eine sehr unterhaltende Konzeption.
[10:53:36] Alexandra Zinke: Das Publikum war definitiv sehr wohlwollend und hat immer wieder geklatscht. Das ist schon ein anderes Gefühl, als wenn man auf einer Fachtagung zu Experten spricht, die nur darauf warten, die Stirn runzeln und den Kopf schütteln zu können.
[10:55:10] L.I.S.A.: Kann so ein Slam Forschende weiterbringen? Nimmt man auch etwas für sich selbst, für die eigene Arbeit mit? Kommt man auf neue Gedanken - auch in der Vermittlung von Inhalten?
[10:57:01] Alexandra Zinke: In Bezug auf die inhaltliche Weiterentwicklung sehe ich in einem Slam nicht so viel Potenzial. Das liegt auch daran, dass das Publikum keine Fragen stellen kann. Was die Präsentation anbelangt, kann man sicherlich aus so einem Slam lernen. Man sieht hier gut, was beim Zuhörer ankommt und wie man auch abstrakte Inhalte veranschaulichen kann.
[10:58:27] Benjamin Biesinger: In den eigentlichen Sachfragen gewinnt man wahrscheinlich wenig dazu. Das liegt schon daran, dass die Veranstaltung ja nicht auf Dialog sondern auf Präsentation angelegt ist. Aber man kann durchaus Motivation gewinnen. Es freut einen zu sehen, dass sich 250 oder 300 Leute gerne anhören, mit was man sich jeden Tag beschäftigt. Wer kann das von sich und seiner Arbeit schon behaupten? Das hilft einem in den eigentlich produktiven Phasen vielleicht, die man eher allein am Schreibtisch oder in der Bibliothek erlebt.
[11:00:53] L.I.S.A.: Können Sie sich vorstellen, dass Formate wie ein Slam einen neuen Weg vorgeben könnten, um Wissenschaft in die Öffentlichkeit zu tragen? Anders gefragt: Ist Wissenschaft der Öffentlichkeit verpflichtet oder genügt sie sich im Sinne der stetigen Wissensanhäufung selbst?
[11:02:56] Alexandra Zinke: Ich finde es ganz klar, dass die Wissenschaft auch der Öffentlichkeit verpflichtet ist. Und das gilt meines Erachtens ganz besonders für die Geisteswissenschaften, denn diese müssen zeigen, was sie "bringen". Außerdem wird ja auch ein Großteil unserer Forschung von der Öffentlichkeit finanziert.
[11:04:07] Benjamin Biesinger: Bei der Frage nach der Verpflichtung von Wissenschaft prallen wahrscheinlich hier und da Glaubensbekenntnisse aufeinander. Ich kann nur für mich reden, wenn ich sage, dass ich meine Ergebnisse gerne auch über die Grenzen der Wissenschaft hinaus trage und den Mitteln und Medien solcher Kommunikation grundsätzlich offen gegenüber stehe. Ein Geistes Slam ist sicher eines der kreativeren und geeigneteren Formate zu diesem Zweck.