Von den verlassenen Siedlungen im wüstenhaften Oman geht es in unserer neuen Forschungsdokumentation ins feuchtere Oldenburger Münsterland auf die Schulbank. Dort untersucht der Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Günther Oestmann Zusammenspiel und Konflikte bei Theorie und Praxis in der nautischen Ausbildung. Wussten die Marine-Experten auf dem "Platten Land" mehr als die Praktiker zur See? Welche Rolle spielten dabei Verwissenschaftlichungsprozesse im 19. Jahrhundert? In der ersten Episode unserer neuen L.I.S.A.Video-Reihe erhalten Sie darauf erste Antworten.
Ein weiteres von der Gerda Henkel Stiftung gefördertes Projekt steht im Mittelpunkt des Interviews mit Dr. Nicole Reifarth. Die Restaurierungswissenschaftlerin untersucht das Grab des Bischofs Paulinus von Trier (347-358). Bereits kurz nach seinem Tod im phrygischen Exil wurde der Leichnam von dort wieder nach Trier überführt – und hier setzt die Forschung von Dr. Reifarth an. Die Wissenschaftlerin untersucht gemeinsam mit Studierenden der Technischen Hochschule Köln, welche Spuren der Transport eines Leichnams von Kleinasien nach Trier im archäologischen Befund hinterlässt und betrachtet neben Balsamierungsrückständen, Pflanzenbeigaben und menschlichen Überresten auch Textilien wie den Seidendamast in unserer Abbildung. Das Besondere an dem Projekt ist jedoch nicht allein seine wissenschaftliche Relevanz, sondern auch, dass uns das Projekt auch in den kommenden Monaten begleiten wird: In Blogbeiträgen, die voraussichtlich ab Oktober im Portal erscheinen, soll so gewissermaßen Science in Progress dokumentiert werden. Im Interview, das Sie in der heutigen Beitragsübersicht finden, geht Dr. Reifarth auf dieses Vorhaben sowie das Projekt weiter ein.
Neben vielen weiteren interessanten Themen und Beiträgen weisen wir noch auf unseren kleinen philosophischen Schwerpunkt hin. In einer neuen Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. haben wir mit dem Philosophen Dr. Christoph Quarch, der uns aus dem griechischen Epirus im Westen des Landes zugeschaltet war, über seine Idee eines platonischen Europas gesprochen. Ist die Polis für Europa das bessere Modell als die Res publica und falls ja, warum? Um Philosophie in gegenwärtiger Absicht geht es auch in der neuen Videoreihe zur Frage, ob Immanuel Kant ein Rassist war und heute noch so gelesen und verstanden werden muss. In insgesamt sechs Folgen mit jeweils eigenen thematischen Schwerpunkten diskutieren Philosophen, Historiker und Vertreterinnen und Vertreter anderer Disziplinen diese Frage kontrovers und mit Rückgrat.
Ebenfalls um Rückgrat - sowohl anthropologisch als auch philosophisch - dreht sich alles im Vortrag von Prof. Dr. Kurt Bayertz: Warum hat der Mensch als einziges Lebewesen den aufrechten Gang, wie Platon meinte? Aber was ist dann mit einem Tier wie dem Pinguin, den Platon und seine Zeitgenossen allerdings nicht kennen konnten? Arthur Schopenhauer fand übrigens, dass der aufrechte Gang eher einem permanenten Fallen gleichkäme - aber das nur am Rande. Sie sehen, viele merkwürdige, aber durchaus erkenntnisfördernde Fragen und Antworten.
Viel Freude an unseren neuen Beiträgen
und herzliche Grüße vom Rhein
Ihre L.I.S.A.Redaktion