Liebe L.I.S.A.Community,
in der Anmoderation zu unserem ersten virtuellen Geschichtstalk vor einer Woche hieß es, dass sich erst nach der Livesendung zeigen werde, ob das Experiment, den Geschichtstalk notgedrungen als Videokonferenz zu veranstalten, aufgehe oder nicht. Unsere Bilanz: Es hat nicht nur funktioniert, es hat sogar sehr gut funktioniert! Technisch verlief alles reibungslos, die Resonanz war sehr erfreulich. Wir hätten also für die Dauer der pandemiebedingten Einschränkungen eine gute Alternative, um den Geschichtstalk immer wieder aufleben zu lassen. Die bearbeitete Videoaufzeichnung unserer Sendung zur Frage nach Sinn, Zweck oder Unsinn von historischen Analogien ist übrigens inzwischen abrufbar und findet sich auch in unserem Newsletter.
In unserem Talk haben wir nach Vergleichen aus der Geschichte gesucht, keiner aber reichte bis hinter die Antike zurück. Weit jenseits dieser Schwelle führt uns aber unsere neue L.I.S.A.video-Reihe, die wir in der vergangenen Woche gestartet haben: Es geht um Reibsteine aus der Jungsteinzeit, die in einem von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Forschungsprojekt untersucht werden. Das klingt im ersten Moment vielleicht etwas unspektakulär - was soll man schon aus Reibsteinen an Erkenntnissen ableiten können? -, erweist sich aber schon nach Betrachten der ersten Episode als hochspannend. Denn die Anwendung von Reibsteinen war eine der wichtigsten kulturellen Praktiken, die von Menschen je entwickelt wurde. Um das zu demonstrieren, legt die Archäologin Dr. Laura Dietrich vom Deutschen Archäologischen Institut in Berlin in mehreren Experimenten selbst Hand an. Aber schauen Sie bitte selbst...
Um Haptik und Optik in einem anderen Sinne geht es in zwei Interviews, die wir gerade redaktionell vorbereiten und hoffentlich bald veröffentlichen können. Zum einen haben wir der Soziologin Prof. Dr. Gesa Lindemann von der Universität Oldenburg gerade unsere Fragen zu ihrem neuen Essay über die Ordnung der Berührung in der Coronakrise zukommen lassen. Gibt es möglicherweise ein neues "Berührungsregime", das auf Dauer unseren Umgang miteinander verändern wird? Wir sind auf ihre Antworten schon sehr gespannt. Bereits erhalten haben wir indes die Antworten des Ethnologen Prof. Dr. Thomas Hauschild, ehemals Universität Halle-Wittenberg, zu einer anderen gegenwärtigen Beobachtung: Wir schauen in zur Hälfte bedeckte Gesichter, aus denen uns Augen anschauen und Blicke berühren oder treffen. Wie verändert das möglicherweise unsere Wahrnehmung des öffentlichen Raums? Was sagen uns Augen und Blicke, wenn sie besonders exponiert sind? Wir haben diese Fragen mit Professor Hauschild in einem Videogespräch diskutiert. Der Beitrag erscheint am kommenden Montag.
Ein weiteres Gespräch ist in der nächsten Woche geplant. Mit dem Frühneuzeithistoriker Prof. Dr. Achim Landwehr von der Universität Düsseldorf werden wir über historische und gegenwärtige Vorstellungen und Wahrnehmungen von Zeit sprechen. Das interessiert uns sehr, denn wir teilen in der Redaktion unabhängig voneinander eine aktuelle Erfahrung, die wir gerne als Frage formulieren möchten: Vergeht Zeit in Zeiten von Corona anders? Verändert sich unser Zeitempfinden?
Wie auch immer - allen gegenwärtigen Widrigkeiten zum Trotz wünschen wir Ihnen vor allem eine gute Zeit und senden herzliche Grüße aus dem virtuellen Raumzeitgefüge!
Ihre L.I.S.A.Redaktion