Liebe L.I.S.A.Community,
wie war das eigentlich vor 47 Jahren, als es aufgrund der Ölkrise Ende des Jahres 1973 schon einmal eine Art Lockdown in Deutschland gab? Im Rahmen des eilig verabschiedeten Energiesicherungsgesetzes sprach damals in der Bundesrepublik Kanzler Willy Brandt ein Fahrverbot für vier Sonntage aus. Davon ausgenommen waren lediglich die zu der Zeit als systemrelevant eingestuften Berufe, beispielsweise Ärzte, Rettungskräfte, Bus- und Taxifahrer, Diplomaten und Lebensmittellieferanten.
Wer das Verbot umging, musste mit einer Strafe in Höhe von 500 DM rechnen. Zudem verfügte die Bundesregierung für sechs Monate ein Tempolimit an Werktagen, um knappes und daher teures Benzin zu sparen. Wir haben uns in der L.I.S.A.Redaktion angesichts der gegenwärtigen Situation gefragt, wie sich wohl damals die Bürgerinnen und Bürger dazu verhalten haben? Wie wurden die Einschränkungen aufgenommen? Waren die Auswirkungen für die DDR ähnlich? Und welche gesamtwirtschaflichen Folgen hatte die Krise damals? Fragen, die wir im neuen Jahr in einem Interview dem Historiker Prof. Dr. Frank Uekötter von der Universität Birmingham stellen werden. Vielleicht haben aber auch Sie noch Erinnerungen an den "Lockdown von 1973"...
Bleiben wir noch kurz in den 1970er Jahren, die auch mit einer politisch einflussreichen Persönlichkeit verbunden sind: Henry Kissinger, der für die Außenpolitik der USA in jener Dekade eine zentrale Rolle spielte - so jedenfalls das vor allem in Deutschland gepflegte Bild des früheren US-Außenministers. Der Historiker Prof. Dr. Bernd Greiner hat Zweifel an dieser Sichtweise. In seinem Kölner Vortrag - der erste des laufenden Wintersemesters - dekonstruiert er auf ungewöhlich kritische Weise den Mythos um Henry Kissinger.
Um Mythen und deren Infragestellung ging es auch in unserem zweiten virtuellen Geschichtstalk, bei dem wir mit unseren Gästen, Prof. Dr. Antje Flüchter, Dr. Claudia Gatzka, Prof. Dr. Michael Sommer und Prof. Dr. Marko Demantowsky, über "Kontrafaktische Geschichte" diskutiert haben. Das Video ist nun abrufbar. Abrufbar sind inzwischen auch die ersten Videomitschnitte aus der internationalen Konferenz "Shared History", die Anfang Herbst als digitale Veranstaltung abgehalten wurde. Die weiteren Panel-Mitschnitte folgen in den kommenden Wochen.
Abschließend noch der Hinweis auf die Fortsetzung unserer L.I.S.A.video-Reihe über die Ausgrabungen in Tel Shalem in Israel. Im Juli hatten wir die ersten vier Episoden dieses von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Forschungsprojekts veröffentlicht, mussten die Reihe dann aber aufgrund der gegenwärtigen Einschränkungen durch die Pandemie unterbrechen. In der nun anschließenden fünften Episode ist unter anderem nachzuvollziehen, mit welchen Herausforderungen laufende Forschungsvorhaben zu tun haben, und wie Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in der Coronakrise arbeiten.
Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute und vor beziehungsweise trotz allem schöne und friedliche Weihnachtstage und verbleiben bis zu unserem letzten Newsletter zum Ende des Jahres mit herzlichen Grüßen als
Ihre L.I.S.A.Redaktion
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Bild oben: Von Magnussen, Friedrich (1914-1987) - Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69380246