Die sogenannte Friedliche Revolution hat die Wende gebracht – eine politische, eine systemische und für die meisten Menschen im Osten wie im Westen eine persönliche. Für die Menschen aus der DDR waren dieser Einschnitt und der Systemwechsel naturgemäß besonders tief, da sich ihr Leben und ihre Biografien innerhalb kürzester Zeit änderten. Viele DDR-Bürgerinnen und Bürger haben diesen Prozess mit ihrer rebellischen Haltung angestoßen, doch was ist davon übrig geblieben? Blickt man auf die vergangenen 30 Jahre seit der Wende und die heutigen Stimmungen, ist der empfundene Graben zwischen Osten und Westen nach wie vor tief. Der öffentliche Diskurs, gerade in den „neuen“ Bundesländern, ist von Unzufriedenheit geprägt. Viele Menschen in den immer dünner besiedelten Gebieten fühlen sich abgehängt oder vielleicht besser gesagt, nicht mitgenommen. Warum ist das so? Und warum ist der Weg zur AfD und zu Pegida für viele Menschen folgerichtig? Ist die „Friedliche Revolution“ auf lange Sicht womöglich sogar gescheitert?
Diesen und anderen Fragen geht die Stellvertretende Chefredakteurin der Thüringer Landeszeitung (TLZ), Gerlinde Sommer, gemeinsam mit dem in Weimar geborenen und in Münster lehrenden Soziologie-Professor, Detlef Pollack, nach. Er hat kürzlich ein Buch mit dem Titel „Das unzufriedene Volk“ veröffentlicht.
Ein Gefühl von Zweitklassigkeit? Oder ist der Osten weniger wert?
Gerlinde Sommer (Weimar) im Gespräch mit Prof. Dr. Detlef Pollack (Münster)
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Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte 2020