Die Nacht vom 20. auf den 21. Juni 1791. Ein Geschichtsereignis mit Zäsurcharakter - für den französischen König Ludwig XVI. und seine Familie, für die Republikanisierung bzw. Radikalisierung der Französischen Revolution, für die europäischen Mächte des Ancien Régime, für die französische sowie für die europäische Geschichte insgesamt. Man könnte sogar noch weiter ausgreifen und beispielsweise noch die karibische Welt mit den Blick nehmen. Aber wir belassen es bei unserem 19. Geschichtstalk am morgigen Donnerstag um 16 Uhr bei den Auswirkungen für Europa. Wie bereits zum Ausklang des vergangenen Jahres, wollen wir uns wieder kontrafaktisch einem historisch gewichtigen Ereignis nähern.
Thomas Falcon Marshall: Die Verhaftung Ludwigs XVIs und seiner Familie im Haus des Passbeauftragten in Varennes im Juni 1791. Historiengemälde aus dem Jahr 1854.
Gemeinsam mit unseren Gästen Prof. Dr. Susanne Lachenicht von der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Michael Sommer von der Universität Oldenburg, Dr. Gustav Seibt von der Süddeutschen Zeitung sowie Prof. Dr. Marko Demantowsky von der Universität Wien wollen wir fragen und erzählen, was passiert wäre, wenn die Flucht anders verlaufen, wenn sie gelungen wäre. Welche Auswirkungen auf den Verlauf der Französischen Revolution sind denkbar, welche für den später ausgelösten 1. Koalitionskrieg? Wir freuen uns auf die Fabulierkunst unserer Gäste, erhoffen uns aber vor allem interessante Denkanstöße, die es im Sinne einer breiteren Erkenntnis weiterzudenken lohnt.
Mit der Französischen Revolution hat sich als einer der meistgelesenen deutschsprachigen Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts auch Ferdinand Gregorovius beschäftigt. Sein Hauptaugenmerk galt dabei allerdings der Geschichte Korsikas und des korsischen Revolutionärs Pasquale Paoli, der für ein unabhängiges Korsika kämpfte und dabei zwischen die Mühlsteine der Französischen Revolution geriet. Ferdinand Gregorovius war unter den zeitgenössischen Historikern umstritten - so schrieb beispielsweise Jacob Burkhardt über ihn: „Gregorovius hat seine Verdienste, aber er läßt der Phantasie zu viel Spielraum.“ Tatsächlich vermengte Gregorovius im Laufe seines Schaffens Geschichtsschreibung und Dichtung, was ihm bis heute den Ruf einbrachte, in zunehmendem Maße kontrafaktisch ein Literat gewesen zu sein, der unter anderem historische Studien betrieb. Wer mehr über Gregorovius erfahren und ihn und sein Werk besser kennenlernen möchte, den verweisen wir auf unsere neue Videoreihe Ferdinand Gregorovius in seinem Jahrhundert. Sie enthält Beiträge einer Tagung, die im Oktober am Deutschen Historischen Institut in Rom abgehalten wurde. Die ersten beiden Videos sind bereits online und finden sich in unserem Newsletter - weitere folgen.
Kurze Notiz noch: In den kommenden zwei Wochen bleibt bei L.I.S.A. alles beim Alten, so, wie Sie es aus den vergangenen Jahren auch gewohnt sind: täglich neue Beiträge auch über die Festttage. Und da der nächste Newsletter am 29. Dezember erscheinen wird, wünschen wir Ihnen jetzt schon fröhliche Weihnachten und geruhsame Feiertage!
Mit herzlichen Grüßen aus der Malkastenstraße
Ihre L.I.S.A.Redaktion