Vorträge
Eigentlich sind Vorträge, wie ich finde, immer eine gute Gelegenheit um zu schauen: „Was machen die anderen so?“ Mal rauskommen aus der eigenen Themenbubble. In diesem Jahr aber bot sich mir auf der DHd2023 die Möglichkeit, einen Vortrag meiner Kollegin Elisa Cugliana zu hören, den sie am Donnerstag im Slot zu dem übergeordneten Thema „Digitale Editionen“ hielt. Sie ist erst seit kurzem in Wuppertal beschäftigt, gelegentlich teilen wir uns das Büro. Natürlich tauschen wir uns regelmäßig aus. Durch ihren Vortrag Coding editions. Computational approaches to the editing of pre-modern texts konnte ich einen unmittelbaren Eindruck ihrer Arbeit und ihrem Themenschwerpunkt gewinnen. Sie entwickelte automatisierte Normalisierungsstufen via XProc-Pipelines, die u.a. in ihrem Dissertationsprojekt zum Einsatz kamen. Diese Pipelines konnten so angepasst werden, dass sie insgesamt drei Normalisierungsstufen generieren konnten, die wiederum auf alle Textzeugen ihres Corpus‘ angewendet werden konnten. In einem kurzen Ausblick über ein Projekt, welches sich administrativ derzeit noch in der Planungsphase befindet, sprach Elisa über sogenannte Losbücher, die einen markanten Spielcharakter aufweisen. Hier ist Varianz philologisch spannend und strukturell interessant, da die Spielregeln und Losmechanismen variieren können. Eine der zentralen Fragen ist, wie man das in einem Apparat darstellen kann. Nicht nur die Modellierung der Quellen (auf verschiedenen Ebenen) spielt hier eine wesentliche Rolle, sondern auch die Modellierung des Editionsprozesses. Wie Elisa erklärte, wird sich die Präsentation dieser Losbücher zwischen Text- und Spieledition befinden, bzw. dort unterscheiden.
Ein Grundprinzip digitaler Editionsinterfaces ist die Synopse. Editionswissenschaftler*innen, die tagtäglich mit Editionen zu tun haben wissen, welche Herausforderungen die Darstellung synoptischer Apparate bereithalten: Synchronisierung der Spalten, Konzeptionierung der Spalten je nach Editionstyp, Responsivität, Referenzier-/Zitier- und Reproduzierbarkeit, um nur einige Aspekte zu nennen. Der Grundgedanke der Software Synopticon ist, mehrere Grundüberlegungen in einer generischen Lösung zusammenzufassen. Yannick Herbst von der Universität Würzburg zeigte anschaulich, in welchen Projekten Synopticon bereits zum Einsatz kommt und welche technischen Lösungen dafür verwendet wurden. Für das Frontend wird das Framework Vue.js genutzt. Der OpenSeadragon Viewer inklusive IIIF-Cantaloupe Image API soll die Faksimiles bereitstellen. Eine eXist-db Instanz sowie die Komponenten ediarum.DB und ediarum.WEB fungieren als Backend. Laufen tut der gesamte Workflow in einem Docker-Stack. Aufgrund dieser modularisierten und z.T. komplexen technischen Infrastruktur wird Synopticon zunächst von Webentwickler*innen genutzt, die das Programm in das Projekt und damit die Edition implementieren sollen.