Im Frühjahr 2010 bildete sich an der HTW Berlin unter der Leitung von Thomas Bremer und Kay Kohlmeyer eine interdisziplinäre Forschergruppe, bestehend aus Geo- und Feldarchäologen, Interaction Designern / Game Designern, Medieninformatikern und Geowissenschaftlern von der Freien Universität Berlin. Sie beschäftigt sich mit Methoden, um aufbauend auf realitätsgetreuen und detaillierten 3D-Dokumentationen und deren Visualisierung eine ‚toolbox’ zur Beantwortung raumbezogener archäologischer Fragestellungen zu entwickeln, wie auch die Basis begründeter, in der Praxis umsetzbarer Rekonstruktionen zu schaffen. Der neuartige Ansatz, um die extrem hohe Datenmenge und Notwendigkeit großer Präzision bewältigen zu können, liegt in der Nutzung moderner Spieltechnologie, mit einer ‚game engine’.
Als Fallbeispiel dient ein außergewöhnliches antikes Bauwerk, das in den letzten eineinhalb Jahrzehnten erforscht wurde: der Tempel des Wettergottes von Aleppo (Syrien) aus dem 3. bis frühen 1. Jahrtausend v. Chr., ein Tempel mit enormen Ausmaßen und einer außergewöhnlichen Reliefdekoration. Er wurde von 1996–2006 mit Mitteln der Gerda Henkel Stiftung, des World Monument Funds und der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgegraben. Mit geoarchäologischen Untersuchungen zu seiner Umgebung ist der Exzellenzcluster TOPOI eingebunden.
Ziel ist es, Rekonstruktionen des Baukörpers und seines Bauschmuckes zu erstellen und 3D-Modellierungen in die räumliche Umgebung einzubetten, um topographische wie auch astronomische Bezüge analysieren zu können. Im weiteren Rahmen geht es um Fragen, wie: warum wurde der Ort als Heiligtum ausgewählt, oder welche räumlichen Bezüge lassen sich anhand der präzisen Visualisierung verifizieren. Dazu werden Daten unterschiedlichsten Ursprungs zusammengeführt, aus tachymetrischer Vermessung, von Laserscannern, aus digitalisierten topographischen Kartenwerken, abbildende Daten von Erdbeobachtungssystemen, daraus generierte Digitale Geländemodelle und deren Derivate, sowie im Gelände mit GPS aufgenommene Verortungen, die in GIS zusammengeführt werden. Zu lösende Probleme bestehen bei den Schnittstellen und u.a. darin, Daten zu selektieren und klassifizieren, und die Konvertierung und den Transfer zwischen den verschiedenen Modellierungsverfahren zu gewährleisten.
Der Film, der von einer Gruppe von Studierenden unter Anleitung von Paul Hadwiger geschaffen wurde, schildert das Projekt und erste Ergebnisse.
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Kommentar
vor kurzer Zeit (ca. 14 Tage) habe ich eine TV-Sendung gesehen, in welcher von einem Herrn Wendland (Dr. oder Prof.) über eine virtuelle Archäologie berichtet wurde. Leider habe ich mir Sender, Titel der Sendung und Ausstrahlungsdatum nicht notiert. Ich hätte diesbezüglich Nachfragen an Herrn Wendland und bitte Sie, mir ggf. eine Kontaktmöglichkeit zu benennen, wie ich mit Herrn Wendland (welches Institut?) Kontakt aufnehmen könnte.
Für Ihre Bemühungen möchte ich mich im Voraus herzlich bedanken.
MfG H.-G. Rogalla