Am 9. und 10. September 2022 fand in Freiburg eine Tagung zu Ehren von Hans-Joachim Gehrke statt, die von von Veronica Bucciantini, Roberta Fabiani und Elena Franchi organisiert war. Der Tagungsband wurde in der Reihe „Mediterraneo Antico“ (XXVI, 1-2, 2023) publiziert, deren Einleitung im Folgenden veröffentlicht wird.
ΔΙΑΔΟΧΗ ΕΣΑΕΙ ΔΙΑΜΕΝΟΥΣΑ
Tagung zu Ehren von Hans-Joachim Gehrke organisiert von seinen Schülerinnen und Schülern jenseits von Deutschland (2000-2020)
Seit seiner Pensionierung im Jahr 2011 hat es nicht an Anlässen gemangelt, Achim Gehrke zu ehren.[1] Die Besonderheit dieser Veranstaltung bestand darin, dass sie aus dem Kreis der ausländischen StipendiatInnen zusammengesetzt war, die in den Jahren 2000-2020 in Freiburg oder Berlin geforscht haben und so über einen längeren Zeitraum in einem kontinuierlichen Dialog von Gehrkes Ideenreichtum, Großzügigkeit und Interessenvielfalt profitieren konnten: ein Dialog und Austausch, der auch in den Folgejahren für alle lebendig und fruchtbar blieb.
Die positive Reaktion so vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf unsere Tagungsanfrage spiegelt das Gefühl der Dankbarkeit wider, das uns alle eint, und verdeutlicht zugleich Gehrkes internationale wissenschaftliche Reputation und Vernetzung: Die zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung kommen aus sieben verschiedenen Herkunftsländern.
Allen, die an diesen beiden Tagen anwesend waren, bedeutet die Zeit in Freiburg oder Berlin sehr viel: Die Begegnung mit Gehrke hat bei allen einen tiefen Eindruck hinterlassen. Dies trifft auf zwei Ebenen zu: Achim war großzügig mit seiner Aufmerksamkeit, vor allem aber mit seinen Fragen, die für die Entwicklung der Forschungen aller von grundlegender Bedeutung waren, und er versuchte nie, seine eigenen Ideen durchzusetzen, sondern ermahnte und ermutigte vielmehr. Er war auch auf persönlicher Ebene großzügig, indem er in den langen Gesprächen, die alle von uns mit ihm führten, seine Überlegungen, Fortschritte, Projekte und Erfahrungen teilte und so auf eindrückliche Weise sein eigenes Motto verkörperte: „Der Professor als Lehrer“.
Diese Praxis inspirierte den Titel der Tagung, der dem Leben des Epikur von Diogenes Laertios entlehnt ist. Diogenes sagt dort (§ 9), die Schule Epikurs habe wegen der Unermüdlichkeit seiner Lehre eine Kontinuität (διαδοχή), die noch andauert (ἐσαεὶ διαμένουσα), während andere Schulen bereits ausgestorben seien. Alle, die an der Tagung teilgenommen haben, hoffen, würdige Nachfolgerinnen und Nachfolger sowohl der wissenschaftlichen Weite und kulturellen Tiefe Gehrkes als auch seiner menschlichen Größe zu sein.
Die ursprüngliche Idee für die Tagung stammt von Veronica Bucciantini. Roberta Fabiani und Elena Franchi, die sie in ihre Planungen einbezog, haben sich sehr gerne an der Organisation der Initiative beteiligt. Gemeinsam erhielten wir wichtige und unersetzliche Hilfe von Astrid Möller, der unser Dank gebührt, sowie finanzielle Förderung durch die Stiftung ‚Humanismus Heute‘ unter dem Vorsitz von Bernhard Zimmermann.
Der Tagungsband ist in drei Abschnitte unterteilt, die einige von Gehrkes Forschungsschwerpunkten widerspiegeln: 1) Antike Geographie; 2) Hellenistische Welt; 3) Intentionale Geschichte und Historiographie.
Nicht alle Kolleginnen und Kollegen, die am 9. und 10. September 2022 in Freiburg anwesend waren, konnten ihre Beiträge hier einbringen. Olivier Gengler, Alexander Nefedkin und Melina Tamiolaki werden sie an anderer Stelle veröffentlichen. Was bleibt, ist die dankbare Erinnerung an zwei fruchtbare, spannende, abwechslungs-, erinnerungs- und diskussionsreiche Tage, die von Achim Gehrke oft mit dem uns bekannten Scharfsinn und Tiefgang bereichert wurden. Wir hoffen, dass die hier versammelten Beiträge unseren gemeinsamen mäeutischen Mentor in angemessener Weise würdigen.