Das Verhältnis von Universalismus zu Partikularismus und umgekehrt ist thematischer Dreh- und Angelpunkt der Kolleg-Forschungsgruppe (KFG), die von der Historikern Prof. Dr. Martin Schulze Wessel, Prof. Dr. Kiran Klaus Patel und Prof. Dr. Andreas Wirsching an der LMU München geleitet wird. Sie betreuen gemeinsam drei zentrale Bereiche, die sich auf Fragen zu Universalismus und Partikularismus in einem europäischen Kontext beziehen: Religion, Wirtschaft, Menschenrechte. Zu diesen drei Kerntopoi finden jeweils Ringvorlesungen mit assozierten Historikern und Historikerinnen der KFG statt. Nach der Reihe zu Religion, organisiert von Professor Schulze Wessel, folgt eine Vortragsserie zu Wirtschaft, die Professor Patel vorbereitet hat. In unserem Interview wollten wir von ihm wissen, wie sich der Bereich Wirtschaft zu Universalismus und Partikularismus verhält.
"Das interdisziplinäre Gespräch über Kernbegriffe in den Geistes- und Sozialwissenschaften voranbringen"
L.I.S.A.: Herr Professor Patel, Sie sind einer der drei wissenschaftlichen Leiter der Kolleg-Forschungsgruppe "Universalismus und Partikularismus in der europäischen Zeitgeschichte" (KFG) an der LMU München. In unserem Interview mit Ihrem Kollegen und Co-Leiter Professor Martin Schulze Wessel hat dieser betont, dass es keine starre Ordnung, keine klare Zuordnung für die drei Bereiche Religion, Wirtschaft und Menschenrechte gebe. Gleichwohl bestehen gewisse inhaltliche und organisatorische Zuständigkeiten. Wie würden Sie Ihre beschreiben?
Prof. Patel: In der Tat gibt es keine starre Zuordnung der drei Bereiche zu jeweils einem von uns – vielmehr setzen wir auf eine gemeinsame Verantwortung und Arbeit, die in vielen Fragen auch die Distinguished Fellows und die anderen an der KFG Beteiligten systematisch einbezieht. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Neben der thematischen Arbeit versuchen wir auch, das interdisziplinäre Gespräch über Kernbegriffe in den Geistes- und Sozialwissenschaften wie etwa "Wissen" oder "Neoliberalismus" voranzubringen – denn oft verwenden wir in den verschiedenen Disziplinen dasselbe Wort, meinen aber sehr Unterschiedliches. Letztes Semester habe ich diese Sitzungen organisiert, dieses Semester hat Martin Schulze Wessel das übernommen.
Momentan steht für mich die zweite unserer KFG-Konferenzen im Mittelpunkt, die Mitte Dezember 2023 stattfand, in eine special issue führen soll und sich inhaltlich dem Themengebiet Wirtschaft zuwendet. Ich habe mich dazu eng mit den anderen PIs abgestimmt und die Konferenz geleitet – wofür zugleich die Unterstützung unseres mittlerweile wunderbar eingespielten Koordinationsteams unverzichtbar war. Jetzt geht es direkt darum, die Ergebnisse zu dokumentieren und bei einer führenden Zeitschrift als Themenheft zu veröffentlichen.