"Wenn man von der Koinzidenz zweier oder mehrerer Ereignisse auf einen kausalen Zusammenhang schließt, kann man damit richtig liegen oder einen Fehlschluss schlussfolgern. Diesen Fehlschluss nennt man Scheinkausalität...", so die Wikipedia zum Lemma Koinzidenz. Dass wir bei L.I.S.A. in den vergangenen Wochen immer wieder das Thema "Mittelalter" hatten, unterliegt einer solchen Scheinkausalität, man könnte auch von einer unbeabsichtigten Koinzidenz sprechen. Gleichwohl stimmt aber, dass Themen, die mit dem Mittelalter zu tun haben, zuletzt häufiger als sonst in unserem Wissenschaftsportal zur Sprache kamen. Und das schließt gleich an ein Problem an: Mittelalter. Sagt man das noch? Gab es das jemals? Unsere Gesprächsgäste der jüngeren Vergangenheit bezweifeln das nicht – so der Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Klaus Oschema im Mai des Jahres und so auch die Mediävistinnen Prof. Dr. Eva Schlotheuber und Prof. Dr. Henrike Lähnemann, die noch vor einer Woche Zu Gast bei L.I.S.A. waren, um mit uns nicht nur über das Mittelalter zu sprechen, sondern vor allem über Frauen, genauer: über Nonnen in mittelalterlichen Klöstern. Deren lange Zeit ungehörten Stimmen haben sie in einem gemeinsam geschriebenen Buch neuen Klang gegeben – voces feminarum aus der Zeit von 1460 bis 1560.
In der sehr nahen Zukunft, genauer: morgen, werden wir mit dem Historiker Bernhard Jussen, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Goethe-Universität Frankfurt, in einer weiteren Ausgabe von Zu Gast bei L.I.S.A. über sein neues Buch sprechen. Ein vielbesprochenes Buch, das eine andere Lesart der Geschichte des nachrömischen Europas von 526 bis 1535 bietet, und von dem unter anderem gesagt wird, es schaffe den Begriff Mittelalter ab. Auch dieses Gespräch werden wir aufzeichnen und Ihnen ebenso in einem Video zur Verfügung stellen wie im heutigen Newsletter jenes über Zeugnisse der Nonnen.
Im zeitlichen, räumlichen und thematischen Horizont des "Mittelalters" befinden sich weitere aktuelle L.I.S.A.Beiträge – der Vortrag des Romanisten Prof. Dr. Rainer Schlösser über den Wandel des Lateinischen zu den romanischen Sprachen sowie unsere neue L.I.S.A.Video-Reihe über Inselbistümer im östlichen Mittelmeer in der Zeit des frühen Christentums. Thematisch verwandt, aber einen anderen Zugang zu Raum und Zeit bietet die Archäologie – bei L.I.S.A. in einer neuen Videoreihe, hervorgegangen aus dem Festsymposium 50 Jahre Klassische Archäologie am Fachbereich Architektur der TU Darmstadt. Die ersten beiden Vorträge finden Sie bitte in der nachfolgenden Übersicht.
Etwas neuzeitlicher und gegenwärtiger geht es in den folgenden Beiträgen zu: In unserer Reihe geschichtlich gesprochen haben wir die Historikerin Dr. Heike Görtemaker gefragt, woran sie bei der Redewendung Auf gut Deutsch denkt. Der US-amerikanische Historiker Prof. Dr. Paul Betts hat im Rahmen der Munich History Lecture einen Blick auf die Schattenseiten des Transformationsprozesses seit 1989 geworfen. In der Ringvorlesung Nach dem Menschen? denkt der brasilianische Philosoph Prof. Dr. Rodrigo Menezes über Gott und das post-metaphysische Zeitalter nach. Und: Die Sportsoziologen Prof. Dr. Karl-Heinrich Bette und Prof. Dr. Felix Kühnle erklären in einem unserer Interviews, was es mit dem sogenannten Sportflitzer auf sich hat und wessen Geist diese besondere Sozialfigur eigentlich entsprungen ist.
Um eine ganz andere Art von Geist geht es in unserem zweiten Interview. Der Historiker Prof. Dr. Philipp Stelzel von der Duquesne University in Pittsburgh (USA) hatte während Corona und Quarantäne den geistreichen Gedanken, neue Cocktails zu erfinden, die den akademischen Spirit anregen sollten. Und nicht nur das. Von den selbstgemixten Cocktails stellte er in einem Sozialen Netzwerk Bilder ein – mit einem Augenzwinkern. Diese Bilderreihe stieß auf so große Resonanz, dass einem Verlag gleich eine andere geistreiche Idee kam: aus den digitalen Einträgen ein kleines Buch mit Cocktail-Rezepten zu destillieren. Alles weitere in unserem Interview...
Cheers, Santé, Salute und Auf die Gesundheit sowie mit herzlichen Grüßen
Ihre L.I.S.A.Redaktion