Als Promovierter der Mathematik verfolge ich die Geschehnisse rund um das Nachwuchsforum des Historikertages gewissermaßen als Externer, aber nicht minder interessiert. Ich kann die Kritik der Doktorand_innen nicht im Einzelnen beurteilen, doch ist das nicht nötig, um die Alarmglocken zu hören: Allein die Tatsache, dass sich auf der größten geisteswissenschaftlichen Konferenz Europas spontan dutzende Nachwuchs-Wissenschafter_innen in dieser Form organisieren, die von ihnen wahrgenommenen Missstände offen und konkret kommunizieren, dass sie dabei ihre Karriere oder womöglich ihre Promotion in Gefahr bringen, dass sich über zahlreiche Kanäle Teilnehmer_innen vergangener Historikertage ähnlich äußern, ist Hinweis genug, dass einiges schiefläuft im Umgang mit dem historischen Nachwuchs.
Die Fähigkeit, sich fortwährender Kritik zu unterziehen, sollte eine Selbstverständlichkeit für jeden Wissenschaftler sein. In ihrer Antwort lassen Frau Schlotheuber und Herr Bösch im Namen des VHD diese Fähigkeit vermissen. Die Antwort enthält leider nur wenig Konkretes außer der Anzahl der Teilnehmer_innen und der kurzfristigen Absage von Räumlichkeiten. Dass Pannen bei einer solchen Großveranstaltung passieren, wird den Veranstaltern jeder verzeihen. Wer ansonsten aber ein fröhliches „Was denn, alles super, weiter so!“ kommuniziert, der will schnell wegbügeln, was knistert und knittert. Es scheint, als lassen Doktormütter und -väter ihre eigenen Kinder hier im Regen stehen. Angemessen wäre gewesen, sich mit den Doktorand_innen an einen Tisch, besser noch in einen Konferenzsaal zu setzen und sich schnellstmöglich in einen Dialog zu begeben.
Solche Vorgänge wären in meiner Wissenschaft übrigens völlig undenkbar. Alle Beteiligten reden dort auf Augenhöhe, eine Trennung zwischen Promovierenden und Promovierten wie sie im offenen Brief der Doktorand_innen beschrieben wird, kannte ich allenfalls vom Titel auf dem Türschild. Zudem wird Kritik mit offenen Armen empfangen und eine selbstgerechte Antwort wie die des VHD würde vielen Kollegen das Blut in den Kopf schießen lassen. Warum legt die Geschichtswissenschaft soviel Wert auf Hierarchie?
Es wird ja heute allerorts gepredigt, dass der Nachwuchs unser wichtigster Rohstoff ist. In Tagen wie diesen erkennt man, wem dieses Credo wirklich am Herzen liegt.
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Endlich wird einmal diese egozentrische Psuschalkritik an der höchst lobenswerten Nachwuchsarbeit des Verbands zurechtgerückt. Das zu kritisieren, war wirklich der falsche Ansatz.