Eine Diskussion der Rolle und Partizipation der Doktorandinnen und Doktoranden auf dem Historikertag ist in jedem Fall sinnvoll und weiterführend. Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche Formate eingeführt, um Dissertationen gut zu präsentieren. Die 2004 eingeführte Posterausstellung haben wir zum Historikertag in Münster erstmals in ein „Nachwuchsforum“ eingebettet, um die Posterpräsentation durch eine Reihe von Veranstaltungen stärker in die allgemeine Diskussion einzubinden. Außerdem wurde erstmals eine Doktorandenvertreterin für den Ausschuss des VHD gewählt. Sechs der Preise, die der Verband verleiht, sind Dissertationspreise. Doktoranden und Doktorandinnen tragen in vielen Sektionen vor und bringen sich in Sektionen durch Diskussionsbeiträge ein.
Die Kritik der Doktoranden und Doktorandinnen richtet sich zum einen auf organisatorische Probleme, wie die zu späte Bereitstellung von 4 von 55 Plakaten. Das ist sehr ärgerlich, aber bei einer Veranstaltung von 3700 Teilnehmern und über 550 Vortragenden kommt es immer wieder zu unglücklichen Pannen, die alle Statusgruppen treffen. Für das "Nachwuchsforum" bestand die Herausforderung darin, dass die eigentlich zugesagten Räumlichkeiten im Museum kurz zuvor abgesagt wurden und auch geplante Versorgung aufgrund rigider Raumbestimmungen nicht realisiert werden konnten. Wir werden diese wie auch andere Kritikpunkte in unserer Nachbereitung durchsprechen und überlegen, wie wir beim nächsten Historikertag die Präsentation von Dissertationen anders gestalten können.
Darüberhinaus richtet sich die Kritik gegen eine mangelnde Wertschätzung der Doktoranden und Doktorandinnen auf dem Historikertag und durch den VHD allgemein. Die Einbindung von Doktoranden und Doktorandinnen und ihren Forschungsthemen nimmt einen Großteil der Arbeit des Ausschusses, des Vorstands und der Geschäftsstelle in Anspruch. Viele von uns engagieren sich auch weit darüberhinaus in der Förderung von Doktoranden und Doktorandinnen. Wir sind an einem intensiven Austausch und Dialog sehr interessiert, damit dieses Engagement eine entsprechende Wirkung entfalten kann, wünschen uns dabei aber eine konstruktive Kommunikationsform.
Eva Schlotheuber / Frank Bösch
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Der Beitrag von "Nora Hilgert" ist ein Fake-Beitrag.
a) Frau Dr. Hilgert besitzt in diesem Forum einen offiziellen Account ( https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/dr._nora_hilgert ). Dieser wurde hier nicht genutzt, sondern ein anonymer Wegwerf-Account.
b) Der Beitrag von der vorgeblichen "Nora Hilgert" ist nicht nur voller seltsamer Plattitüden und Floskeln, er ist auch gespickt mit Grammatikfehlern. Frau Dr. Hilgert ist promovierte Historikerin und der deutschen Sprache mächtig. Das hier ist eine Beleidigung.
Der Beitrag soll die Leitung des VHD und Frau Dr. Hilgert desavouieren. Hier sind wir alle aufgefordert, ruhig und respektvoll den Dialog fortzuführen und nicht auf solche Provokationen hereinzufallen.
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Für uns gilt es nun nach vorne zu schauen, denn nach dem Kongress ist eben auch wiederum vor dem Kongress.
Nora Hilgert, Geschäftsführerin VHD
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Die "Antwort" von Schlotheuber und Bösch offenbart entweder eine eklatante Leseschwäche der Autoren oder ihre Ignoranz für das Anliegen der Promovierenden. Ihre Ansage ist deutlich: Der VHD will und kann Promovierende nicht repräsentieren.
Nach dem unprofessionellen Verhalten von Schlotheuber auch im Vorfeld der "Antwort" kann man ihr nur raten, das Amt niederzulegen, wenn sie dem Verband nicht weiter schaden möchte.
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1. Pauschalkritik? Die Doktorand/innen haben konkrete Punkte benannt. Es ging nie darum, pauschal die Verbandsarbeit zu kritisieren.
2. Lobenswerte Nachwuchsarbeit? Zumindest im Falle des Historikertages kam der lobenswerte Aspekt dieser Arbeit wohl nicht bei den Adressat/innen an.
3. Egozentrisch? Egozentrisch ist hier nur das Verhalten (einzelner) Verbandsmitglieder, die glauben, ihre Meinung zur "Nachwuchsförderung" sei relevanter als die des sogenannten Nachwuches selbst.
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Die Fähigkeit, sich fortwährender Kritik zu unterziehen, sollte eine Selbstverständlichkeit für jeden Wissenschaftler sein. In ihrer Antwort lassen Frau Schlotheuber und Herr Bösch im Namen des VHD diese Fähigkeit vermissen. Die Antwort enthält leider nur wenig Konkretes außer der Anzahl der Teilnehmer_innen und der kurzfristigen Absage von Räumlichkeiten. Dass Pannen bei einer solchen Großveranstaltung passieren, wird den Veranstaltern jeder verzeihen. Wer ansonsten aber ein fröhliches „Was denn, alles super, weiter so!“ kommuniziert, der will schnell wegbügeln, was knistert und knittert. Es scheint, als lassen Doktormütter und -väter ihre eigenen Kinder hier im Regen stehen. Angemessen wäre gewesen, sich mit den Doktorand_innen an einen Tisch, besser noch in einen Konferenzsaal zu setzen und sich schnellstmöglich in einen Dialog zu begeben.
Solche Vorgänge wären in meiner Wissenschaft übrigens völlig undenkbar. Alle Beteiligten reden dort auf Augenhöhe, eine Trennung zwischen Promovierenden und Promovierten wie sie im offenen Brief der Doktorand_innen beschrieben wird, kannte ich allenfalls vom Titel auf dem Türschild. Zudem wird Kritik mit offenen Armen empfangen und eine selbstgerechte Antwort wie die des VHD würde vielen Kollegen das Blut in den Kopf schießen lassen. Warum legt die Geschichtswissenschaft soviel Wert auf Hierarchie?
Es wird ja heute allerorts gepredigt, dass der Nachwuchs unser wichtigster Rohstoff ist. In Tagen wie diesen erkennt man, wem dieses Credo wirklich am Herzen liegt.
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Für all diejenigen, die sich auf den unteren Ebenen der akademischen Laufbahn bewegen, geht es um existenzielle Fragen: Habe ich eine Zukunftsperspektive in diesem Beruf? Lässt sich dieser Beruf mit einer Familie vereinbaren? Wann werde ich länger als ein oder zwei Jahre im Voraus planen können?
Diese Unsicherheit wirkt sich nicht nur auf die einzelnen Personen aus, die sich vielleicht irgendwann beruflich umorientieren oder sich noch stärker darum bemühen, wahrhaft in die „Zunft“ aufgenommen zu werden, sie wirkt auch auf die Inhalte der Wissenschaft. Texte und Forschungsfragen werden nicht nur um ihrer selbst willen, sondern stets auch mit dem Hintergedanken an die damit einhergehende Reputation verfasst und ausgewählt. Netzwerke wie sie auf dem Historiker*innentag geknüpft werden, folgen oft ähnlichen Prämissen. Mit der Zeit entsteht so eine primär um sich kreisende und sich von aktuellen Fragen und der Allgemeinheit entfremdende Gruppe. Die wichtige gesellschaftliche Aufgabe der Geschichtswissenschaft gerät dadurch aus dem Fokus. In einer Zeit, in der demokratische und friedenssichernde Errungenschaften zunehmend infrage gestellt werden, in der rechte Parteien öffentlich Geschichtsverfälschungen verbreiten, können und dürfen sich das Historiker*innen nicht leisten.
Die auf dem Historiker*innentag in Münster verabschiedete „Resolution zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie“ ist ein wichtiges Signal und weit mehr als ein bloßes „Parteitag spielen“ wie es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/historikertag-stellt-sich-gegen-die-afd-15812149.html) dargestellt wird. Und auch innerhalb der Sektionen wurde das Um-sich-selbst-Kreisen durch Inhalte und Rückbindung an aktuelle Entwicklungen aufgebrochen. Aufgabe eines Interessenverbands, der sich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verpflichtet sieht, ist es aber auch, die von jungen Wissenschaftler*innen artikulierten Probleme ernst zu nehmen, sie klar zu benennen und Lösungen aufzuzeigen. Die Konkretisierung der oben angedeuteten „konstruktiven Kommunikationsform“ wäre als Gesprächsangebot ein erster wichtiger Schritt. Nach dem Austausch gilt es dann, Lösungen einzufordern − auch in Opposition zu Arbeitgeber*innen, Institutionen und Politik.
Die Alternative wäre #wissenschaftverhüten − eine (weitere) Alternative, die sich kein am Allgemeinwohl orientierter Mensch wünschen kann.
https://www.openhistory.de/kondom/
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Wenn junge Wissenschaftler begründete Kritik äußern und dafür vom Vorstand des Historikerverbandes mit Konsequenzen bedroht werden, die in dieser Form nur negative Auswirkungen auf die Karriere der jungen Menschen meinen können ... wenn also Einschüchterung das Mittel der Wahl ist, um dem angeblich so sehr am Herzen liegenden "Nachwuchs" zu begegnen, dann ist das ein Armutszeugnis für den Verband.
Nicht die Doktoranden sollten in der verbalen Schusslinie stehen, sondern das völlig misratene Konfliktmanagement des Verbandes.
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Auf dieses grundsätzliche Problem eines separaten "Nachwuchs"programms und die von den Autoren des offenen Briefs genannten konkreten Kritikpunkte (v. a. unklare Bewertungskriterien der Poster, mangelhafte Kommunikation und Werbung) geht dieser Antwortbrief leider nicht ein, sondern enthält nur eine unbefriedigend floskelhafte Aussage zur Förderung der Doktorierenden. Soviel zur gewünschten offenen Diskussion. Ich hoffe, sie wird andernorts tatsächlich geführt und die Teilnehmer des Doktorandenforums erhalten noch ein ernsthaftes Gesprächsangebot.
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Positiv war jedoch, wie viele meiner Kolleg/innen den Doktorand/innen beigesprungen sind. Solidarität ist auch unter Historiker/innen ein hohes Gut!
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Dieses Engagement konnte man gestern Abend beobachten, als zahlreiche gestandene Professoren und Promovierten nach der Festveranstaltung die Doktorand/innen für ihren Brief in Einzel- und Gruppengesprächen auf eine Art und Weise runtermachten, die stark an Nestbeschmutzer-Rethorik gewisser rechter Strömung erinnert.
Alle auf einen bzw. einzelne als Bestrafung dafür, dass sie ihre Meinung äußern? Sehr fair und engagiert.
Alles in allem scheinen die Promovierenden von dieser Förderung wenig mitzuerleben, denn sonst hätte es diesen Brief nicht gegeben.
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Welche wäre denn konstruktiv? Versuchen Promovierende in den verschiedenen Fachforen auf ihre Probleme aufmerksam zu machen, werden sie in der Regel von einer schieren Übermacht an Professor/innen und Promovierten niedergemacht.
Äußern sie die Kritik gegenüber Einzelpersonen, so passiert gar nichts. Anders ist nicht zu erklären, warum die Problematik seit mindestens zehn Jahren im Umfeld des Historikertages existiert.
Die Promovierenden haben einen klar formulieren Brief geschrieben, der keine Einzelperson angreift und deutlich macht, dass es ihnen darum geht, einen Wandel anzustoßen. Sie nennen die Punkte, die ihnen wichtig sind. Wast daran nicht konstruktiv?
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"Sechs der Preise, die der Verband verleiht, sind Dissertationspreise" - Dissertationspreise werden für abgeschlossene Promotionen verliehen. Davon haben aktuell Promovierende nichts. Auf dem Historikertag gibt es Dank der Körberstiftung eine Einbindung von Schülerinnen und Schülern. Warum werden vielversprechende Studierende nicht eingebunden? Warum werden sehr gute Bachelor- und Masterarbeiten nicht ausgezeichnet? Das wäre ja auch eine Wertschätzung.
"Die Einbindung von Doktoranden und und Doktorandinnen und ihren Forschungsthemen nimmt einen Großteil der Arbeit des Ausschusses, des Vorstands und der Geschäftsstelle in Anspruch. Viele von uns engagieren sich auch weit darüberhinaus in der Förderung von Doktoranden und Doktorandinnen."
Es wäre schön, hier Beispiele zu hören. Schön wäre auch, wenn sich die Ausrichtenden des Historikertages dazu äußern würden, warum die Beteiligung von Doktoranden bei Sektionen anscheinend nicht möglich ist.