Am 15. April 2019 brannte die Kathedrale Notre-Dame, die 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt worden war. Im Zuge des Großbrandes wurden unter anderem der hölzerne Dachstuhl, das Bleidach und der Turm über der Vierung zerstört. Auch Teile des Kreuzrippengewölbes stürzten ein. Am Mauerwerk, an der Fassade sowie im Innenraum entstanden zahlreiche erhebliche Schäden. Hitze, Rauch, Ruß und Löschwasser zogen etliche Architekturelemente und die Ausstattung der Kirche in Mitleidenschaft. Gleich nach der Löschung des Brandes setzten erste Notsicherungsmaßnahmen ein, ehe einige Wochen später der Wiederaufbau Notre-Dames begann. Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Stephan Albrecht von der Universität Bamberg begleitet die Restaurierungsarbeiten wissenschaftlich. Wir haben ihm dazu unsere Fragen gestellt.
"Es setzen nun vermehrt die praktischen Restaurierungen ein"
L.I.S.A.: Herr Professor Albrecht, vor drei Jahren ist die Kathedrale Notre-Dame in Paris bei einem Großbrand stark beschädigt worden. Seither laufen die Wiederaufbauarbeiten mit dem Ziel, die Kathedrale bis 2024 wieder in Stand zu setzen. Als Kunsthistoriker begleiten Sie die Restaurierungsarbeiten wissenschaftlich. Wann waren Sie zuletzt vor Ort und wie ist Ihr gegenwärtiger Eindruck von Notre-Dame und den Wiederaufbauarbeiten?
Prof. Albrecht: Ich war zuletzt vor drei Wochen auf der Baustelle und komme gerade von der Jahreshauptversammlung des chantier scientifique zurück. Die Arbeiten treten gerade in eine neue Phase. Standen bisher Sicherungs- und Gerüstarbeiten im Vordergrund, so setzen nun vermehrt die praktischen Restaurierungen ein. Zurzeit wird der gesamte Innenraum gereinigt und vom Blei der geschmolzenen Dachdeckung dekontaminiert. Es herrscht sehr geschäftiges Treiben auf der Großbaustelle.